Roborowski-Zwerghamster
Steckbrief
Wissenschaftlicher Name: | Phodopus roborovskii |
Deutscher Name: | Roborowski-Zwerghamster |
Englischer Name: | dwarf desert hamster |
Ordnung: | Nagetiere (Rodentia) |
Unterordnung: | Mäuseverwandte (Myomorpha) |
Überfamilie: | Mäuseartige (Muroidea) |
Familie: | Wühler (Cricetidae) |
Unterfamilie: | Hamster (Cricetinae) |
Gattung: | Kurzschwanz-Zwerghamster (Phodopus) |
Art: | Roborowski-Zwerghamster |
Größe: | Kopfrumpflänge: fünfeinhalb bis neun Zentimeter Schwanz: 6 bis 14 Millimeter |
Gewicht: | Männchen: 20 bis 28 Gramm Weibchen: 18 bis 23 Gramm |
Lebenserwartung: | 1 1/2 bis 2 Jahre |
Geschlechtsreife: | 20 bis 30 Tage |
Tragzeit: | 19-22 Tage |
Wurfgröße: | 1-7 |
Brutpflege: | Die Jungen werden nackt und blind geboren. Nach 10 - 14 Tagen öffnen sie die Augen und nehmen feste Nahrung zu sich. Etwa zu diesem Zeitpunkt verlassen sie auch erstmals das Nest. |
Sozialverhalten: | in freier Wildbahn in Familiengruppen, in Gefangenschaft Paar- und Gruppenhaltung möglich, aber eher Einzeltiere |
Aktivitätsphasen: | überwiegend nachtaktiv |
Lebensraum: | nördliche Sand- und Halbwüsten Chinas, Mongolei und Russlands |
Ernährung: | Pflanzensamen, selten auch Insekten |
Haltungsdiagramm
Verbreitung / Herkunft
Der Roborowski-Zwerghamster lebt in den nördlichen Sand- und Halbwüsten Chinas, der Mongolei und Russlands. An das Leben in den Sand- und Halbwüsten ist er in besonderer Art und Weise angepasst - die Sohlen seiner Füßchen sind fein behaart.
Er wurde erst 1903 von dem russischen Forscher Satunin entdeckt.
Allgemeines
Mit einer Größe von nur 5-9 cm und einem Gewicht von 25 bis 30g gilt der „Robo“ als kleinste Hamsterart der Welt.
Das Fell an der Oberseite ist hellbraun bis grau, ein Aalstrich, welcher beispielsweise ein dsungarischer Zwerghamster besitzt, fehlt dem Roborowski-Zwerghamster. Die Unterseite des Fells ist weiß. Typisch für diese Zwerghamster sind weiße Flecken über den Augen.
Über ihre natürliche Lebensweise ist wenig bekannt, man nimmt an, dass sie in freier Wildbahn als Paar zusammen leben und gemeinsam ihren Nachwuchs groß ziehen.
Sie sind meistens nicht nur nachts aktiv. Allerdings sollte man sich besser nicht zu sehr darauf verlassen - die meisten von ihnen unternehmen tagsüber zwar kurze Ausflüge, werden aber erst spät abends richtig wach.
Haltung
Roborowski-Zwerghamster können in gleichgeschlechtlichen Gruppen oder Paaren gehalten werden, allerdings funktioniert das auf Dauer nur manchmal. Erfahrungsberichte von verschiedenen Haltern zeigen, dass die Haltung von zwei, gleichgeschlechtlichen Geschwistern am Besten funktionieren soll. Man sollte eine Gruppenhaltungaber nur riskieren, wenn man sich schon gut mit den Tieren auskennt und vor allem genug große Käfige übrig hat. Eine Gruppe in der es Streit gibt muss nämlich sofort getrennt werden und man kann sie dann nicht mehr zusammen setzen, andernfalls können sich die Tiere gegenseitig sogar töten. Deswegen sollte ein Roborowski-Zwerghamster eher als Einzeltier gehalten werden, vor allem von Anfängern in der Zwerghamsterhaltung!
Wenn der neue Mitbewohner dann da ist gilt erst einmal: Viel Geduld haben! Der Einzug ist für einen Hamster sehr stressig, und man sollte ihn deshalb mindestens eine Woche lang völlig in Ruhe lassen. Auch wenn er neugierig von sich aus ankommt, sollte man ihn in dieser Zeit nicht aus dem Käfig nehmen. Man kann ihm die Hand mit Futter entgegen halten, um ihn an den eigenen Geruch zu gewöhnen.
Wenn Mensch und Tier sich dann langsam aneinander gewöhnt haben kann man den Hamster wenn er wach ist auch aus dem Käfig holen. Allerdings ist Freilauf in der Wohnung normalerweise nicht möglich, weil überall Gefahren lauern: Stromkabel, scharfe Gegenstände, enge Ritzen,... Deshalb grenzt man am besten einen bestimmten Bereich ab, in dem der Kleine sich austoben kann.
Aber nicht jeder Hamster genießt seinen Freilauf, wenn man merkt dass er nur panisch auszubrechen versucht sollte man ihn wieder in seinen Käfig lassen. Freilauf kann einen großen Käfig nicht ersetzen, umgekehrt schon.
Etwa alle 4 Wochen sollte man das Streu im Käfig wechseln. Die Toilettenecken können zwischendurch natürlich häufiger gereinigt werden, aber selbst dort stinkt es normalerweise kaum. Zu häufiger Streuwechsel ist deshalb nicht gut, weil der Hamster sich seine Duftmarken setzt und Gänge gräbt. Dauernde Veränderungen verursachen nur unnötigen Stress. Wenn ein Streuwechsel ansteht kann man z.B. etwas von seinem Nistmaterial aufheben und nach dem sauber machen wieder in sein Haus packen. So findet er zumindest dort einen gewohnten Geruch vor.
Tierarztbesuche sind in der Regel nur notwendig, wenn der Hamster Symptome einer Erkrankung zeigt. Impfungen sind nicht nötig.
- Käfig, Aquarium oder Terrarium (Ideallänge: 1 Meter mit Etagen)
- möglichst staubfreies Kleintierstreu (etwa 10 cm hoch)
- Chinchilla-Sand zur Fellpflege (z.B. in einer Schale)
- kleingerissene Papiertaschentücher oder Klopapier (für Nestbau)
- Laufrad (Mindestdurchmesser: 20 cm)
- Versteckmöglichkeiten (Häuschen, Brücken, Ebenen, Tunnel,...)
- Wasserbehälter (Schale oder kleine Trinkflasche)
- Kleine Transportbox für Tierarztbesuche
Es gibt aber auch einiges, was man sich sparen kann. Lecksteine zum Beispiel sind überflüssig, weil ein Hamster alle nötigen Mineralien über die Nahrung aufnimmt. Für Vitamintropfen gilt das selbe. Dann gibt es spezielle Hamster-Toiletten, die nun wirklich überflüssig sind. Die meisten Hamster suchen sich ihre Pinkelecken selber aus, und wenn man es mit einem extra Klo versuchen möchte tut es dafür auch eine kleine mit Sand gefüllte Schale.
Auf keinen Fall kaufen sollte man Hamsterbälle, denn diese sind sogar tierschutzwidrig. Auch Hamsterwatte kann gefährlich sein, weil sich die Tiere in den dünnen Fäden verheddern können.
Sogar ein Futternapf ist für Trockenfutter nicht unbedingt notwendig - es ist eine schöne Beschäftigung für die Hamster, wenn sie sich ihre Körner wie in der Natur selber im Käfig zusammensuchen müssen.
Ernährung
Wichtig bei der Ernährung ist, dass das Futter überwiegend aus kleinen Saaten besteht. Dadurch werden die Tiere länger beschäftigt, somit sind die meisten handelsüblichen Futtersorten ungeeignet. Des Weiteren sollte darauf geachtet werden, dass die Tiere nicht zu fettreich ernährt werden. Die Tiere stammen aus kargen Lebensräumen und sind auf magere Kost eingestellt, fettreiches Futter kann somit zu gesundheitlichen Schäden, wie Leberverfettung führen. Am besten mischt man sich ein Futter aus Wellensittichfutter, Kanarienfutter, Grassamen und anderen kleinen Saaten an. Sehr gut geeignet, sowohl als Futter, als auch als Beschäftigung, sind Kolbenhirse, Silberhirse oder auch Getreideähren.
Zusätzlich zu den Saaten sollte man auch Frischfutter anbieten, allerdings sollte darauf geachtet werden, dass die Tiere nicht zu viel Frischfutter fressen, weil dies zu Durchfall führen kann. An neues Frischfutter sollten die Zwerghamster erst mit kleinen Mengen gewöhnt werden. Besonders Obst kann in zu großen Mengen schnell zu Verdauungsproblemen führen, zusätzlich enthält Obst sehr viel Fruchtzucker, was ungesund ist. Obst sollte selten und nur sehr sparsam verfüttert werden. Außerdem sollte man vermeiden, dass Frischfutter gehamstert wird und im Käfig zu schimmeln beginnt. Gut verträglich sind zum Beispiel Salatgurke, Apfel und Karotte.
Zu guter letzt sollte man den Hamstern noch eiweißreiche Nahrung anbieten, vor allem in der Schwangerschaft ist das wichtig. Man kann hierfür z.B. Mehlwürmer, Grillen, Heimchen oder Heuschrecken verfüttern. Aber auch hier gilt, dass man es nicht übertreiben sollte: ein bis zwei Mehlwürmer pro Woche reichen vollkommen aus.
Als Alternative zum Lebendfutter kann man auch hochwertiges Hunde- und Katzentrockenfutter oder fettarmen Naturjoghurt anbieten. Es gibt aber auch Hamster, die all das strikt ablehnen. Überleben können sie trotzdem, man sollte sich dann also nicht zu viele Sorgen machen und es einfach von Zeit zu Zeit wieder probieren.
Und noch ein wichtiger Hinweis: Manchmal liest man, dass man Hamstern kein Wasser anbieten muss. Das kann ein tödlicher Fehler sein! Man muss ihnen immer Zugang zu sauberem Trinkwasser ermöglichen. Am besten eignet sich eine leicht gängige Nippeltränke oder ein Napf, letzterer muss aber vor zubuddeln gesichert sein
Zucht
Am Besten lässt man die Tiere auf einem neutralen Gebiet zusammen treffen (beispielsweise in der Badewanne, hier ist Platz und die Tiere können nicht abhauen). Eine andere Variante ist es, dass Weibchen zum Männchen in den Käfig zu setzen, jedoch niemals andersrum! In beiden Fällen darf man die Tiere auf keinen Fall aus den Augen lassen und sollte dicke Handschuhe tragen, um bei einem Streit in den man eingreift nicht selber gebissen zu werden.
Es ist möglich den Vater mit der Mutter zusammen wohnen zu lassen bis zur Geburt der Jungen, nicht alle Robos sind jedoch erfreut über die Gesellschaft anderer Hamster, sodass man gut beobachten muss ob sie sich streiten und man sie trennen muss.
Spätestens jedoch 19 Tage nach dem decken sollte das Männchen vom Weibchen getrennt werden, damit das Weibchen nicht direkt nach der Geburt wieder gedeckt wird.
Zudem wird das Weibchen spätestens wenige Tage vor der Geburt ein weiches Nest bauen wollen, dazu sollte ihr viel Heu, Stroh oder Klopapier angeboten werden, niemals jedoch Hamsterwolle, darin können sich die Jungen Gliedmaßen abschnüren oder daran sterben wenn sie diese fressen.
Man sollte der Mutter ein Häuschen mit abnehmbaren Dach anbieten, um später einfacher Nestkontrollen durchführen zu können. Es ist gut jeden Tag einmal kurz ins Nest zu schauen, während die Mutter beispielsweise durch Futter abgelenkt ist, um zu überprüfen ob tote Junge im Nest liegen. Meist werden diese von der Mutter aufgefressen um keine Fressfeinde anzulocken, eine Garantie gibt es dafür aber nicht. Dabei jedoch niemals die Jungen anfassen, sie könnten von der Mutter verstoßen werden!
Der Käfig darf kurz vor der Geburt und solange die Jungen im Nest sind nicht komplett gesäubert werden, um die Mutter nicht zu stören, das heißt man sollte den Käfig etwa 1 Woche vor der Geburt und 2 Wochen danach nicht säubern, nur evtl. vorhandene Kloecken dürfen gesäubert werden.
Die Jungen verlassen das erste mal bereits mit geschlossenen Augen das Nest. Dabei gibt es einige Gefahrenquellen, die unbedingt beseitigt werden sollten. Es darf keine (tiefen) Wassernäpfe im Gehege geben, in denen sie ertrinken können, außerdem müssen Etagen durch eine Art Geländer gesichert werden, damit sie nicht runter fallen. Das Laufrad sollte kurz vor der Geburt der Jungen schon entfernt werden, um Verletzungen zu vermeiden. Kleine Ritzen, beispielsweise zwischen der Gehegewand und dem Häuschen, sollten so gesichert werden, dass die Jungen nicht dahinter fallen können und nicht mehr raus kommen.
Die Kleinen passen am Anfang überall durch, daher eignet sich ein Gitterkäfig zur Jungen Aufzucht nur bedingt, wenn er einen Gitterabstand von weniger als 1cm hat. Ein Aquarium bei dem es keine Gitterstäbe gibt durch sie sie sich quetschen können ist besser geeignet.
Wichtig während der ganzen Aufzucht ist, dass die Mutter Ruhe hat und nicht gestört wird durch Geräusche oder ständiges rausnehmen oder rumwühlen im Käfig, denn das kann zum Tod der Jungen führen, indem sie verstoßen oder aufgefressen werden.
1. Tag: unbehaart, Augen geschlossen, Kot- und Harnabsatz nur nach "Bauchmassage" der Mutter, unkoordinierte Bewegungen
3. Tag: Pigmentierung zu erkennen
5. Tag: zarter Flaum, erste Putzbewegungen
7. Tag: dichtes Fell (Bauch noch etwas länger unbehaart)
8. Tag: bei weiblichen Tieren sind die Zitzen zu erkennen
10. Tag: Kot- und Harnabsatz ohne Hilfe der Mutter
12. Tag: meist erstes verlassen noch mit geschlossenen Augen
14. Tag: Augen geöffnet, fressen vermehrt festes Futter (teilweise schon mit 5-7 Tagen von den Vorräten im Nest gefressen)
21. Tag: Tiere werden nicht mehr gesäugt -> bei größeren Würfen teilweise noch einige Tage
Mit 4-6 Wochen sollten die Jungen von der Mutter getrennt und nach Geschlechtern sortiert werden.
Geschlechterbestimmung
Hierbei entscheidend ist der Abstand zwischen Geschlecht und After, der bei den Weibchen geringer ist, als bei den Männchen.
Krankheiten
Entzündete Augen:
Die relativ stark hervortretenden Augen der Zwerghamster entzünden sich leicht. Ein Tierarzt-Besuch ist ratsam, meistens bekommt man dann eine Salbe verschrieben, die regelmäßig auf die entzündete Stelle gerieben werden muss.
Abgebrochene Zähne:
Falls einem auffällt, dass etwas mit den Zähnen nicht stimmt, sollte man sie unbedingt vom Tierarzt kontrollieren lassen. Entgegenwachsende Zähne die sich nun nicht mehr abnutzen können könnten sonst in die Zunge wachsen oder an anderen Stellen Schaden anrichten.
Knochenbrüche:
Hamster können Höhen nur sehr schlecht abschätzen, deshalb kommt es häufig zu Stürzen. Diese können schon aus relativ geringer Höhe zu schweren Verletzungen führen, wenn der Hamster ungünstig auf dem Boden aufkommt.
Wenn er nicht normal läuft und z.B. ein Bein nachzieht, sollte man deshalb einen Tierarzt aufsuchen. Die meisten derartigen Verletzungen heilen glücklicherweise von selber, man sollte dem Hamster einige Tage lang das Laufrad aus dem Käfig stellen und ihm weniger Platz zum laufen und buddeln bieten, damit er sich schont.
Durchfall:
Bei so kleinen Tieren kann Durchfall tödlich enden, da sie schnell austrocknen. Man sollte deshalb schnell einen Tierarzt aufsuchen, der eine Aufbauspritze geben kann und abklärt, ob es sich um eine Infektion handelt.
Hervorgerufen werden kann er durch feuchtes Einstreu, verschmutztes Trinkwasser, ungeeignetes oder ungewohntes Futter bzw. Infektionen.
Zur Behandlung gibt es sehr unterschiedliche Ansichten, die einen meinen man solle Knäckebrot, getrockneten Reis und Kamillentee füttern und auf Grünfutter verzichten, die anderen raten einfach nur zu dem Verzicht auf Grünfutter, während normales Körnerfutter weiter gegeben wird. Wichtig ist in jedem Fall, dass der Hamster genug trinkt, notfalls sollte man ihm deshalb Wasser mit einer Spritze einflößen.
Wet tail diesease:
Die Symptome erinnern an Durchfall, allerdings verläuft diese Erkrankung noch schneller tödlich und muss deshalb unbedingt schnell behandelt werden. Sie tritt vor allem bei sehr jungen Tieren auf und äußert sich neben dem feuchten Hinterteil noch durch Apathie, einen gekrümmten Rücken und einen steifbeinigen Gang.
Milben und sonstige Parasiten:
Wenn sich der Hamster außergewöhnlich viel kratzt und kahle Stellen im Fell zu erkennen sind, sollte man ihn vom Tierarzt auf Parasiten überprüfen lassen. Neben der medikamentösen Behandlung ist wichtig, den Käfig gut zu desinfizieren, damit sie sich dort nicht fest setzen.
Tumore:
Leider sind viele Hamster überzüchtet, und deshalb sind Tumore keine Seltenheit. Wenn man ungewöhnliche Knubbel entdeckt oder das Tier einen aufgeblähten Bauch hat, sollte man einen Tierarzt aufsuchen. Nicht immer muss ein Tumor bedeuten, dass der Hamster eingeschläfert werden muss - auch so kleinen Tieren kann eine rechtzeitige Operation das Leben retten.
zusätzliche Infos
Aus der Gattung der Kurzschwanz-Zwerghamster (Phodopus) werden außerdem der Dsungarische Zwerghamster und der Campbell-Zwerghamster gehalten.
Honigs, S. (2005): Zwerghamster. Biologie-Haltung-Zucht. Münster: Natur und Tier-Verlag. 2.Auflage
Sistermann, R. (2008): Der Roborowski-Zwerghamster. In Rodentia Nager & Co Nr.44, Juli/August. S. 31-34
Autor
Text:
- June 08/2004
- Zwerg-im-Bikini 03/2009
- Rennmaus 05/2009
Bilder:
- June 08/2004