DeguDegu

SteckbriefSteckbrief

Wissenschaftlicher Name: Octodon degus
Deutscher Name: Degu
Englischer Name: degu, Chilean degu, brush-tailed rat
Überordnung: Euarchontoglires
Ordnung: Nagetiere (Rodentia)
Unterordnung: Stachelschweinverwandte (Hystricomorpha)
Teilordnung: Meerschweinchenverwandte (Caviomorpha)
Familie: Trugratten (Octodontidae)
Gattung: Strauchratten
Größe: Körperrumpflänge misst 17-21 cm, der Schwanz weitere 8-14 cm
Gewicht: zwischen 200 und 300 Gramm
Lebenserwartung: 5 bis 8 Jahre
Geschlechtsreife: Der früheste Zeitpunkt liegt bei sieben Wochen bei weiblichen Degus, bei männlichen Degus etwa bei 9-10 Wochen, wobei die meisten Degus erst etwa mit drei Monaten, teilweise auch später geschlechtsreif werden. In Gefangenschaft verlieren weibliche Degus mit 4 bis 4,5 Jahre ihre Fruchtbarkeit (Lee 2004).
Tragzeit: Die Tragzeit beträgt zwischen 87 und 93 Tage (Weir 1970). Lee (2004) dagegen nennt eine Tragzeit von 90 bis 95 Tagen.
Wurfgröße: Die Anzahl Junge kann zwischen 1-12 Jungtiere variieren, wobei Würfe mit mehr als 7 Junge sehr selten sind. Würfe mit 5-6 Neugeborenen sind die Regel (Gneiser 2006).
Brutpflege: Die jungen Degus wiegen bei Geburt 14,6 g und kommen voll behaart, hörend, sehend und mit bereits entwickelten Zähnen zur Welt (Reynolds & Wright 1979)
Sozialverhalten: Vom Wesen her sind Degus sehr sozial. Aggressionen in Familiengruppen und unter Artgenossen, die miteinander aufwachsen, sind eher selten. In der Wildnis ziehen sogar mehrere Weibchen ihre Jungen gemeinsam auf, ja sogar Nachwuchs von Chinchillaratten konnten neben Degujungen im selben Nest gefunden werden.
Aktivitätsphasen: tag- und nachtaktiv
Lebensraum: Chile
Ernährung: pflanzliche, rohfaserreicher Kost

HaltungsdiagrammHaltungsdiagramm

Anschaffungskosten
Unterhaltskosten
Platzbedarf
Zeitbedarf
Empfindlichkeit
Exoten-Faktor
Wildheit
Lärm-Faktor
Stink-Faktor
Verletzungsgefahr

Verbreitung / HerkunftVerbreitung / Herkunft

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Der Degu ist ein südamerikanisches Nagetier und stammt aus Chile. Er gehört zu den Stachelschweinverwandten (Hystricognatha) und ist mit den Meerschweinchen und Chinchillas verwandt.

AllgemeinesAllgemeines

Der Kopf des Degus ist kurz und gedrungen, die Ohren sind gross, oval, hellgrau bis dunkelbraun, die Nase kurz und rund. Der Schwanz trägt am Ende einen schwarzen, pinselförmigen Haarbüschel, die Quaste. Das Fell der Degus ist kastanienbraun, auf der Unterseite meist grau-beige und heller. Ebenfalls aufgehellt ist das Fell hintern den Ohren und um die Augen (Augflecken). Es gibt auch Degutypen, bei denen diese Fellaufhellungen an Bauch und um Augen und Ohren nicht vorhanden oder nur wenig ausgeprägt sind.

Degus sind ziemlich geschickt mit den Händen, weisen aber keine so ausgeprägte Fingerfertigkeit aus wie Ratten. Im Vergleich zu anderen chilenischen Nagetieren und selbst zu den waldbewohnenden Wald-Degus sind sie schlechte Kletterer. Dennoch darf ihre Kletterfähigkeit nicht unterschätzt werden. Sie können problemlos an Käfiggitter hochklettern, können Möbel und hohe Schränke beklettern und auch Gardinen und Textilien bieten ihnen meist genügend Halt zum Klettern.

HaltungHaltung

Degus brauchen eine nagesichere und geräumige Unterkunft. Bei der Haltung ist vor allem eine grosse Grundfläche wichtig. Ideal wären mehrere Quadratmeter Grundfläche. Ich habe mit etwa 4-5 qm Grundfläche gute Erfahrungen sammeln können. Doch selbst schon 1-2 qm Grundfläche bieten Platz für eine interessante Käfigeinrichtung. Die Käfigmindestmasse sind dagegen bedeutend tiefer angesetzt. Dazu kommt, dass verschiedene Angaben dazu existieren. Die Tierärzliche Vereinigung für Tierschutz e.V. (TVT) empfiehlt für 2-3 Tiere 100 x 50 cm Grundfläche auf 100 cm Höhe, in Deguforen und von Deguvereinen findet man seit einiger Zeit grössere Empfehlungen welche von 100-150 cm x 50-100 cm Grundfläche auf 100-150 cm Höhe variieren. Grundsätzlich gilt auch hier, je grösser der Käfig, desto besser. Bei hohen Käfigen sollte der Käfig entsprechend mit Etagen ausgestattet werden, damit die Degus die Höhe nutzen können. Die Etagen sollten allerdings nicht zu dicht eingebaut werden, damit sie sich sinnvoll auch mal mit grösseren Einrichtungsgegenstände einrichten lassen, aber auch noch bequem reinigen lassen. Bei Käfiggrössen, welche die Mindestmasse der TVT unterschreiten, können zu starken Verhaltensstörungen bei den Degus führen, wie Gitternagen oder monotones Scharren an Käfigwänden.
Neben der Käfiggrösse ist vor allem die Einrichtung von grosser Bedeutung. Genau genommen ist die Käfiggrösse nur insofern bedeutend, als dass mehr Platz der Qualität der Einrichtung zugute kommt. Es sind so mehr Möglichkeiten realisierbar und es kann eine grössere Vielfalt an Käfigstrukturen, Verstecke und Nischen angeboten werden. Mit herkömmlichen Käfigformen sind diese Möglichkeiten nur beschränkt umsetzbar. Durch die Kombination von verschiedenen Käfigen und Käfigtypen wie Volieren, Aquarien oder Eigenbauten, lassen sich mit relativ wenig Aufwand auch bei eher beschränkten Platzverhältnisse gute Resultate erzielen. Mehr Platz und damit auch mehr Möglichkeiten bieten dagegen Zimmervolieren, Käfigwände, zur Tierhaltung umgenutzte Wintergärten oder Gartenhäuschen, aber auch die Aussenhaltung in entsprechend geräumigen Freigehegen oder Aussenvolieren.
Bei der Einrichtung ist darauf zu achten, dass Einrichtungsgegenstände funktional und sinnvoll sind. Es eignen sich dabei Rindenstücke, dicke Äste, Wurzeln, Korkrindenstücke und ähnliche Materialien zum Nagen, Klettern und teilweise auch als Verstecke. Steine, Back- und Ziegelsteine eignen sich als Ausguck- und Ruheplätze, zum Klettern, aber auch als eine Art natürliche Treppe um Abstände zwischen Etagen zu überwinden. Flache Steinplatten eignen sich insbesondere als Fressplätze auf denen Futter angeboten werden kann. Tiefe Einstreu eignet sich zum Verkriechen, Sand, Erde und andere ähnliche Substrate in einer entsprechenden Wanne eignen sich zum Scharren und Graben. Teppichrollen sind beliebt als Verstecke und als Wegstücke. Eine Heuschaukel dient als Futterspender, wird häufig aber auch zum Kuscheln verwendet.
Tierspielzeug, wie es häufig in Zoofachgeschäften angeboten wird, entspricht meist wenig den Ansprüchen der Tiere, denn diese brauchen weder Hängematten noch Abenteureschaukeln, Hängebrücken oder Futterbälle. Zwar können Futterspiesse verwendet werden um frische Gemüsestücke den Tieren auf eine interessante Weise zu präsentieren, doch für herkömmliches Grünfutter wie Kräuter und Gräser sind diese eher nutzlos. Ganz abgesehen davon können ein paar Nüsse mit Schale die Tiere meist mehr fesseln und länger beschäftigen. Daher ist insbesondere bei der Beschäftigung der Tiere wichtig, dass diese dabei gut beobachet werden und die Käfigeinrichtung diesbezüglich auch auf die individuellen Bedürfnisse der eigenen Tiere optimiert wird. So erklärt sich auch, dass das neu gekaufte Spielzeug dann ignoriert wird, wo sich der Halter ausmalte, wie gut die Tiere das nutzen könnten. Die Tiere haben letztlich auch ihre eigenen Vorlieben und Eigenheiten.
Ein grosser Vorteil bei der Einrichtung stellt wiederum ein grosszügiges Platzangebot dar. Dabei können Einrichtungsgegenstände in grösserem Format angeboten werden, z.B. geräumige Sandbäder und Buddelkisten, die den Degus viel Platz bieten zum Graben, Scharren und sich darin auszutoben. Auch kleine Baumstämme zum Klettern können sehr reizend sein, die in kleinere Käfige nicht reinpassen würde. Und nicht zu vergessen, längere Teppichrollen, welche den Degus kleinere, geschützte Sprintstrecken anbieten, sind so möglich und werden von Degus sehr gerne genutzt. Fehlt eine solche, entsprechend attraktive Einrichtung, ist selbst der grösste Käfig öde, langweilig und würde von den Degus wohl auch nur unzureichend genutzt, da die Degus, nach Schutz suchend, nur wenig geeigneten Lebensraum finden würden.
Degus selber bedürfen keiner speziellen Pflege. Ein gut eingerichteter Käfig mit rauhen Steine, Rindenstücke oder grossen Ästen, Zweigen und anderem Nagematerial sorgen in der Regel für genügend Krallen- und Zahnpflege. In Ausnamefällen, wenn diese Massnahmen nicht genügen müssen Krallen mit einer Nagelschere gekürzt werden, für das Kürzen der Zähne ist dagegen in der Regel der Tierarzt zuständig. Für die Fellpflege genügt ein Sandbad, welches die Degus gerne nutzen. Es ist dabei sinnvoll grosse Behälter zu wählen, welche mehrere Liter Sand fassen können, denn bei kleinen Behälter besteht die Gefahr, dass die Degus den Sand schnell verunreinigen, so dass häufig das Substrat gewechselt werden muss. Zudem können Degus in grösseren Behältern ausgiebiger graben und damit Verhalten ausüben können, welche ihnen ansonsten verwehrt blieben.

Die Reinigung der Unterkunft richtet sich nach deren Grösse und Verschmutzung. Käfige nahe an den Mindestmassempfehlungen müssen erfahrungsgemäss relativ häufig gesäubert werden, 2-4 Mal im Monat ist sinnvoll. Grössere Käfige dagegen können alle 1-2 Monate gereinigt werden. Allerdings sollten bei Pinkelecken und stark verunreinigte Ecken das Substrat häufiger ersetzt werden. Es ist sinnvoll die Unterkunft alle 1-2 Wochen nach solchen Stellen abzusuchen und diese zu reinigen. Das Wasser sollte mehrmals wöchentlich gewechselt werden, ebenso häufig sollte frisches Heu gereicht werden. Grünfutter sollte wenn möglich täglich angeboten werden. Falls Futterreste verderben und faulig werden oder verschimmeln, sollten diese ebenso häufig aus dem Käfig gefischt und entsorgt werden. Bei Kräuter und Gräser in einem trockenen Käfig besteht diese Gefahr in der Regel nicht, so dass diese vertrocknen und im Käfig verbleiben dürfen. Auch Etagen ohne Einstreu sind häufig pflegeintensiver und müssen wöchentlich gereinigt werden.

Aussenhaltung

Bei der Aussenhaltung sind einige Dinge zu beachten. Erstens ist es nicht empfehlenswert den Käfig oder die Voliere im Sommer, wenn es wärmer wird, einfach samt Degus nach Draussen zu stellen. Solche Unterkünfte sind in der Regel schon baulich für die Aussenhaltung total ungeeignet. Dazu kommt die Angewöhnung an das Klima draussen, welche nicht zu abrupt erfolgen sollte. Bei solchen Käfig nach Draussen Aktionen kam es häufiger zu Todesfällen, da die Degus einen Hitzeschlag erlitten. Die Haltung draussen will also gut überlegt und geplant sein. Die Umquartierung nach draussen kann im Frühling erfolgen, sobald draussen im Vergleich zu drinnen etwa ähnliche klimatische Verhältnisse herrschen. Die Unterkunft sollte ein Aussengehege oder eine Aussenvoliere von mehreren Quadratmetern Grundfläche sein, welche auf allen Seiten, auch am Boden entsprechend gegen Ausbrüche der Degus und Einbrüche von Raubtieren geschützt ist. Die Degus brauchen zudem entsprechende Rückzugmöglichkeiten, welche ihnen Schutz vor Kälte und schlechter Witterung bieten. Im Sommer brauchen sie sonnige Plätze um warme Sonnenstrahlen zu tanken, aber ebenso schattige, kühle Plätze, in die sie sich zurückziehen können. Dazu sollten sie Plätze zur Verfügung haben, die windgeschützt sind. Eine Überwinterung draussen ist grundsätzlich möglich, aber nicht unproblematisch. Die Kälte kann geschwächte Tiere lebensgefährlich bedrohen, weshalb Fingespitzengefühl und entsprechende Erfahrung von Vorteil wären, dazu kommt, dass die Tiere entsprechende Massnahmen brauchen, damit sie sich warm halten und durch eine passende Ernährung ihr Gewicht möglichst halten können.

ErnährungErnährung

In der Wildnis ernähren sich Degus überwiegend von pflanzlicher, rohfaserreicher Kost. Der Anteil an energiereichen Sämereien variiert saisonal stark und kann zu gewissen Jahreszeiten die Ernährung gar dominieren, spielt aber übers Jahr durch mit einem Anteil von etwa 25 % nur eine untergeordnete Rolle. Sie werden ihrer Ernährung entsprechend als Herbivore (Kräuterfresser) oder gar als Foliovore (Blätterfresser) bezeichnet. Entsprechend ihrer Ernährung sind ihre Zähne und ihr Verdauungstrakt an diese Kost angepasst. Degus haben sowohl unverwurzelte Schneidezähne sowie Backenzähne. Das heisst, sie wachsen ständig nach. Die Schneidezähne weisen zudem auf der Vorderseite eine äusserst harte, organge Schutzschicht auf. Ihr Dünn- und Dickdarm ist lang, der Blinddarm ist sehr gross und der Grimmdarm ist stark spezialisiert und weist Tänien und Poschen auf. Das sind Merkmale, die insbesondere bei Pflanzenfressern häufig stark ausgeprägt sind.
In Gefangenschaft werden Degus mit einer rohfaserreichen Kost ernährt. Heu als Grundfutter und Nistmaterial sollte stets nach Belieben zur Verfügung stehen. Es sollte mehrmals wöchentlich neues, qualitativ hochwertiges Futterheu gerreicht werden, da älteres Heu meistens nicht mehr oder nur in Ausnahmefällen gefressen wird. Das Grundfutter besteht aus Grünfutter welches vorzugsweise aus frischen Gräsern, Wiesen-, Wild- und Unkräutern besteht, aber auch aus Gemüse bestehen kann. Alternativ oder ergänzend können auch getrocknete Kräuter gefüttert werden. Als energiereiche Beikost zur Ergänzung der kargen Hauptnahrung eignen sich Sämereien wie Vogelsaaten oder Wildsaaten, aber auch Pseudogetreide wie Buchweizen, Amaranth, Quinoa aber auch Hirse oder Hafer, sowie verschiedene Nüsse mit Schale. Die Sämereien können etwa 10-20 % des Speiseplans ausmachen. Mit Schale stellen Nüsse eine vorzügliche Beschäftigung dar und können als Leckerbissen verfüttert werden. Frische Früchte wie z. B. Apfel können in kleinen Mengen als Leckerbissen an gesunde Tiere verfüttert werden. Getrocknete Früchte, aber auch stärkehaltiges Obst wie Banane sollte nicht verfüttert werden. Zuckerreiche und stärkereiche Kost steht im Verdacht Diabetes bei Degus zu begünstigen und sollte daher möglichst gemieden werden. Auf Vitaminpräparate und Mineralstoffmischungen kann bei gesunden und abwechslungsreich ernährten Tieren verzichtet werden. Ebenso unnötig sind Salz- und Mineralsteine. Auch Drops, Kräker und andere industrielle Leckereien sind unnötig, Fertigfutter sollte wenn möglich nicht verfüttert werden. Allenfalls können Kräutermischungen verwendet werden oder kräuterreiche Futtermischungen als Basismischung für das Hauptfutter verwendet werden, welche mit weiteren Kräutern angereichert werden sollten. Da Degus nur beschränkt Wasserverluste durch den Urin minimieren können, sollte ihnen Wasser in einem entsprechenden Gefäss zusätzlich angeboten werden, auch wenn ihnen saftiges Grünfutter gefüttert wird (das unter Umständen ihr Flüssigkeitsbedarf decken vermöchte). Ich habe dabei sehr gute Erfahrungen mit Wassernäpfen aus Steingut gemacht. Diese werden an erhöhter Stelle, von Einstreu entfernt, angebracht, so dass sie nicht umgekippt noch über den Rand geworfen werden können. Trinkflaschen können ebenfalls verwendet werden, sollten aber nagefest sein oder entsprechend vor Annagen geschützt werden. Nicht nur die Flasche selbst kann, wenn sie aus einem nicht nagefesten Material besteht, durch das Gitter angenagt werden, auch das Trinkröhrchen kann beschädigt werden, gerade wenn es aus dünnerem Metall besteht, das den Nagezähne der Degus nicht standhalten vermag. Neben massiverem Metall vermögen auch Glasröhrchen Abhilfe schaffen.
Auch beim Trinkwasser sind Zusätze unnötig und können getrost weggelassen werden. Sie können zudem dazu führen dass die Tiere weniger trinken.

ZuchtZucht

Die Zeiten sind vorbei, als der Degu als seltenes und unbekanntes Haustier galt und Erbkrankheiten bei Degus eine Seltenheit waren. Unterdessen sind viele Degus krankheitsanfälliger, da durch willkürliche Vermehrung und unvorteilhafte Selektion die Veranlagung zu Erbkrankheiten und die Förderung von unsozialen und aggressiven Tieren gestiegen ist. Dazu kommt, dass vielerorts ein Überangebot an Degus in Tierheimen, Zoohandlungen und bei Privatpersonen besteht. Da macht die Abnahme von Degus aus Tierheimen oder von verantwortungsbewussten Privatpersonen mehr Sinn, um so dem Überangebot entgegenzuwirken und einigen Notfalldegus dadurch bessere Lebensbedingungen zu bieten.

Degunachwuchs bereitet neue Arbeit und neue Verantwortung. Eine solche Aktion sollte zuvor sorgfältig vorbereitet werden und mögliche Probleme, wie zum Beispiel der Platz, der zusätzlich benötigt wird, Abnehmer für die Jungtiere oder der zusätzliche Arbeitsaufwand, sollten zuvor geklärt werden, ansonsten sollte man es, dem Wohl der Tiere wegen, lieber bleiben lassen.

Zucht mit kranken oder zu Erbkrankheiten neigenden Tieren muss auf jeden Fall vermieden werden. Im schlimmsten Fall könnten die Jungen und die Mutter daran sterben. Auch Missbildungen bei den Jungtieren können durchaus auftreten. Wenn es gut geht kann der Nachwuchs auch ohne sichtbare Missbildungen oder Krankheiten zur Welt kommen. Doch darauf kann und darf man sich nicht verlassen. Die tragende Degumutter ist bereits kurz nach der Geburt ihrer Jungen wieder aufnahmefähig für den nächsten Nachwuchs. Degus die ständig Junge austragen, werden dadurch gesundheitlich stark beansprucht und haben eine kürzere Lebenserwartung. Deshalb sollte dies auf jeden Fall vermieden werden, indem sie eine Schonzeit bekommen um sich wieder erholen zu können.

In ihrer natürlichen Heimat werfen sie nur 1-2 Mal pro Jahr während der Brutsaison. Bei Geburt wiegen die Neugeborenen 14 g (Weir 1970) und sind, wie das bei Nestflüchtern üblich ist, bereits voll entwickelt. Die Jungen werden dann etwa mit 4-5 Wochen und einem Gewicht von 60-80 g entwöhnt (Lee 2004).

Entwicklung der Jungen

Die jungen Degus wiegen bei Geburt 14,6 g und kommen voll behaart, hörend, sehend und mit bereits entwickelten Zähnen zur Welt (Reynolds & Wright 1979). Bei einigen Degupopulationen sind die Neugeborenen bei Geburt weniger entwickelt. So ist von Weir (1970) bekannt, dass Nachkommen ihrer Degupopulation am Wellcome Institute in London wenig behaart und mit geschlossenen Augen zur Welt kamen. Innerhalb 3-4 Stunden lernen die Jungen laufen und ebenfalls sehr bald können sie sich schon aufrichten (Reynolds & Wright 1979). Die Bewegungen verbessern sich im Laufe der ersten Tagen nach der Geburt und auch die Laufgeschwindigkeit nimmt von Tag zu Tag zu, bis sie mit dem 5. Tag im Zusammenhang mit dem Spielverhalten zu springen und rennen beginnen. Mit dem 8. Tag dominiert dann das Spielverhalten die Tagesaktivitäten der Jungtiere. Auch das Putzverhalten ist bereits bei Geburt ausgeprägt, wenn auch die Bewegungen noch ziemlich unkontrolliert ablaufen. Bereits aber am 1. und 2. Tag nach der Geburt zeigen die Jungen schon koordinierte Putzaktivitäten wie Gesichtswäsche oder das Kratzen am Rücken mit der Hinterpfote und am 6. Tag ist auch das Belecken des Bauchfells als Teil der Körperpflege voll ausgebildet.

 

Körpergewicht von jungen Degus ab der Geburt bis zu einem Alter von 70 Tagen. Die Daten stammen aus Reynolds & Wright (1979).

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Alter

(in Tagen)

Männchen

(Gewicht in g)

Weibchen

(Gewicht in g)

0 14,6 14,6
7 22,7 22,7
14 34,8 34,8
21 49,4 49,4
28 72,7 66,4
35 92,4 80,3
42 114,8 100,5
49 123,2 113,6
56 135,4 123,5
63 145,5 130,3
70 153,2 137,0

Kastration

Die Kastration von männlichen Degus ist die einzige Lösung, welche eine gemischtgeschlechtliche Deguhaltung rechtfertigt. Natürlich birgt die Kastration, wie jeder chirurgische Eingriff gewisse Risiken und gerade bei so kleinen Tieren wie Degus ist ein solcher Eingriff noch etwas kritischer. Wichtig zu wissen ist, dass der Degu nach der Kastration noch zeugungsfähig ist, da er noch eine gewisse Reserve an Spermien im Samenleiter hat. Daher sollte er in den folgenden 6 Wochen keinen direkten Kontakt zu den weiblichen Artgenossen haben.

KrankheitenKrankheiten

Mit der zunehmenden Popularität der Degus scheinen auch Krankheiten bei ihnen häufiger zu werden. Sehr häufig berichtet wird von Katarakten (Linsentrübungen), welche meist erst bei ausgewachsenen Degus auftauchen. Während bei einigen Degus dadurch Gewichtsabnahmen und ein rascher Tod folgen, welcher vermutlich auf Diabetes zurückzuführen sein dürfte, leben viele mit ihrer Linsentrübung ihr Leben weiter und werden normal alt. Die Linsentrübung schränkt zwar ihre visuelle Sinnesleistung stark ein, doch kommen die Tiere meist erstaunlich schnell damit zurecht und verlassen sich fortan noch stärker auf ihre übrigen Sinne, meiden aber häufig grössere Sprünge und andere riskante Verhaltensweisen. Auch wenn Linsentrübungen generell häufig mit Diabetes in Verbindung gebracht werden, bestehen grosse Zweifel an diesem Zusammenhang.
Auch häufig sind Zahnfehlstellungen und überlange Zähne. Diese führen zu Problemen beim Fressen, können meist von einem Tierarzt durch Kürzen der Zähne oder Abschleifen von Zahnspitzen korrigiert werden. Wichtig bei der Behandlung von Zahproblemen ist, dass nur behandelt wird, was auch Probleme bereitet und wenn behandelt wird, sollte bedacht werden, dass Stress und Leiden durch die Behandlung in einem angemessenen Verhältnis zum tatsächlichen Nutzen stehen. Es bringt letztlich nichts ein Tier durch qualvolle Behandlungen ein schiefes, aber noch einigermassen funktionstüchtiges Gebiss zu korrigieren, wenn dadurch monatelange, oft schmerzvolle Behandlungen nachgezogen werden.
Ferner können Degus an einer breiten Palette an Krankheiten erkranken, die auch bei anderen Heimtieren bekannt sind, von Parasiten über Hautkrankheiten bis hin zu Atemwegerkrankungen, Tumore, Herzschwäche oder Niereninsuffiszienz.

zusätzliche Infoszusätzliche Infos

Im deutschsprachigen Raum gibt es verhältnismässig wenig gute Literatur. Eine gute und auch relativ verständliche Zusammenfassung über Lebensweise und Biologie der Degus liefert die umfassende Einleitung der Dissertation von Barbara Gneiser (2006) über Ultraschalluntersuchungen (Sonographie) bei Degus. Ebenfalls sehr ausführlich sind die Informationen aus dem Deguratgeber von Stefan Gumnior (2005). Weit verbreitet und lange Zeit die einzigen Informationen über Degus finden sich dagegen in Grzimeks Tierleben und Grzimeks Enzyklopädie der Säugetiere. Aufschlussreiche Informationen bietet auch der Deguratgeber von Anna Sporon (1995) mit einem ausführlichen Sonderteil über Verwandte der Degus und weiteren chilenischen Nagetieren.
 

AutorAutor

Text:

  • DavX 04/2009

Bilder:

  • Rennmaus 05/2009
  • Gerlinde 09/2009