Eichhörnchen
Steckbrief
Wissenschaftlicher Name: | sciurus vulgaris |
Deutscher Name: | europäisches Eichhörnchen |
Englischer Name: | Eurasian red squirrel |
Unterordnung: | Hörnchenverwandte (Sciuromorpha) |
Familie: | Hörnchen (Sciuridae) |
Unterfamilie: | Baum- und Gleithörnchen (Sciurinae) |
Tribus: | Baumhörnchen (Sciurini) |
Gattung: | Eichhörnchen (Sciurus) |
Art: | Eichhörnchen |
Größe: | Kopfrumpflänge: 20 bis 25 cm Schwanz: ca. 20 cm |
Gewicht: | 200 bis 400 Gramm |
Lebenserwartung: | In freier Wildbahn selten mehr als 3, in Menschenhand bis zu 7, in seltenen Einzelfällen bis zu 10 Jahren. |
Geschlechtsreife: | mit etwa 1 Jahr, Fortpflanzung häufig erst im zweiten Jahr |
Tragzeit: | 38 Tage |
Wurfgröße: | bis zu 6, im Schnitt 3 bis 4 Junge |
Brutpflege: | Sie sind Nesthocker und bei der Geburt nackt, taub und blind, die Mutter übernimmt die Brutpflege bis zur 6. Woche. Bis zur 8. / 9. Woche werden sie noch zusätzlich weiter gesäugt. |
Sozialverhalten: | Wildlebend einzelgängerisch weil ein recht großes Areal für die Nahrungsbeschaffung benötigt wird. In Menschenhand vermutlich Aufgrund des ausreichenden Nahrungsangebotes durchaus sozial. |
Aktivitätsphasen: | In Menschenhand vom Frühling bis Herbst zwei Phasen: 1. Etwa halbe bis eine Stunde vor Sonnenaufgang bis Mittag. Dann Siesta. 2. Ab etwa 16:00 / 17:00 Uhr bis 20:00 / 21:00 Uhr. Bei großer Hitze z.T. auch noch in der Dunkelheit. Im Herbst / Winter nur eine Phase: In der Zeit von 7:00 bis 11:00 Uhr etwa ein bis zwei Stunden. Auch abhängig von dem Fütterungszeitpunkt des Halters. In freier Wildbahn wohl nur bei Tageslicht. |
Lebensraum: | Boreale Nadelwälder und Mischwälder mit altem Baumbestand. |
Ernährung: | Zoologisch als Allesfresser eingestuft. In Menschenhand wird jedoch häufig alles Tierische verschmäht. |
Allgemeines
Eichhörnchen sind tagaktiv, stehen aber zumindest in Menschenhand schon etwa eine halbe Stunde oder mehr vor Sonnenaufgang auf. Sie halten in der kalten Jahreszeit eine Winterruhe, keinen Winterschlaf. Das bedeutet, dass sie bis auf seltene Ausnahmen jeden Tag das Nest verlassen, um Futter und Wasser aufzunehmen und ihre Notdurft zu verrichten.
Sie verfügen über etliche Lautäußerungen. Wenn sich ein paarungsbereiter Bock einem Weibchen nähert, gibt er jungtierhafte Laute von sich, um das anfänglich ablehnende Weibchen umzustimmen, bzw. sie in ihrer Aggression zu hemmen. Umgekehrt hat der Bock nach erfolgter Paarung eine Beißhemmung gegenüber dem Weibchen, wenn sie ihn zu vertreiben versucht. Auch wenn er ihr körperlich deutlich überlegen ist.
Eine weitere Besonderheit sind ihre Gelenke. Eichhörnchen können ihre Fußgelenke um 180° nach außen drehen und so auch ohne Problem in hoher Geschwindigkeit kopfüber am Stamm hinab klettern. Für die behänden Kletterer sind auch mehrere Meter weite Sprünge ganz normal. Eine weitere anatomische Besonderheit ist ihr zweigeteilter Unterkiefer. Dadurch können sie die unteren Schneidezähne Pinzetten ähnlich einsetzen und Nuss Stückchen auch durch kleine Öffnungen heraus angeln. Die gesunde Farbe der Zähne ist bernstein-orange. Dies hat nichts mit schlechter Hygiene oder Belägen zu tun, sondern ist das Zeichen für die richtige Mineralisierung der Zähne. Eichhörnchen schälen manchmal etwas Baumrinde und ziehen die faserigen Stücke dabei ähnlich wie Zahnseide durch ihre Zähne. Auch wischen sie sich gerne die Lippen ab, wenn sie etwas Saftiges oder klebriges gefressen haben. Besonders gerne auch an der Kleidung oder in den Haaren des Halters! Dabei streifen sie vorwärts gehend abwechselnd beide Gesichtshälften am Untergrund entlang.
Bei Eichhörnchen unterscheidet sich das Winter- vom Sommerfell nicht nur durch seine Dichte. Augenfälligster Unterschied beim Winterfell sind die langen Fellpinsel an den Ohren. Darüber hinaus neigen auch viele Tiere zum "silbern“. Dies ist individuell unterschiedlich und hat nichts mit der Grundfarbe zu tun. Auf den Bildern ist ein und dasselbe Tier zu verschiedenen Jahreszeiten zu sehen. Bis zu einem Alter von etwa einem Jahr, können sich Eichhörnchen auch noch sehr in der Grundfarbe verändern, z. B. viel heller oder dunkler, grauer oder brauner, usw. werden. Aber auch Adulte sorgen manchmal noch nach Jahren für Überraschungen. Ein rotbraunes Tier variierte schon mehrfach seinen Schwanz von einfarbig zu vierfach in rotbraun und rot geringelt. Und ein komplett schwarzes Tier hatte im Alter von sechs Jahren mit einmal eine rote Schwanzspitze. Lokale Unterschiede der Fellfarbe und Gestalt bzw. Größe (Morphologie) der Eichhörnchen führen zur Beschreibung von mehr als 40 Unterarten.
Bis zu einem Alter von etwa einem Jahr, können sich Eichhörnchen auch noch sehr in der Grundfarbe verändern, z. B. viel heller oder dunkler, grauer oder brauner, usw. werden. Aber auch Adulte sorgen manchmal noch nach Jahren für Überraschungen. Ein rotbraunes Tier variierte schon mehrfach seinen Schwanz von einfarbig zu vierfach in rotbraun und rot geringelt. Und ein komplett schwarzes Tier hatte im Alter von 6 Jahren mit einmal eine rote Schwanzspitze. Lokale Unterschiede der Fellfarbe und Gestalt bzw. Größe (Morphologie) der Eichhörnchen führen zur Beschreibung von mehr als 40 Unterarten.
Haltung
Ein von Hand aufgezogenes wildes Eichhörnchen darf nicht behalten werden. Es MUSS wieder ausgewildert werden. Die einzige Ausnahme bilden Tiere mit Handicap. Aber auch diese müssen unter Angabe der Gründe behördlich angemeldet werden. Ein gefundenes Eichhörnchen sollte unmittelbar nach dem Auffinden einer Eichhörnchen-Auffangstation übergeben werden. Dort ist man in der Aufzucht versiert und läuft nicht Gefahr, dass das Tier doppelt fehlgeprägt wird. Zum einen auf den Menschen, was unvermeidbar aber nicht unumkehrbar ist, zum anderen wird ein einzeln aufgewachsenes Babyhörnchen immer große Angst vor anderen Eichhörnchen haben, weil ihm die Artprägung fehlt, was meist nicht mehr zu korrigieren ist. Jungtiere von Zuchthörnchen dürfen nicht ausgewildert werden. Dies erfüllt wie bei Katzen usw. den Tatbestand des Aussetzens von Heimtieren!
Die Haltung von Eichhörnchen muss bei der zuständigen Behörde (von Bundesland zu Bundesland verschieden, meist jedoch die untere Naturschutzbehörde bzw. das Landesamt für Natur und Umwelt) angemeldet werden. Dafür benötigt jedes Tier einen vom Züchter ausgestellten Herkunftsnachweis. Es wird nur die Außenhaltung genehmigt! Natürlich gibt es immer Ignoranten, die meinen Eichhörnchen in der Wohnung halten zu müssen. Dies ist grobe Tierquälerei und eben auch strafbar. Da Eichhörnchen ihre Wege beim Freilauf durch tröpfchenweise abgegebenen Urin markieren und vorzugsweise durch die Gitter ihres Käfigs nach draußen pinkeln , sehen die meisten Unbelehrbaren dies glücklicherweise eher über kurz als lang doch von selber noch ein.
Laut Gesetzgeber reicht für zwei ausgewachsene Tiere eine Voliere mit einer Grundfläche von 3 Quadratmetern und einer Höhe von 2 Metern aus. Hierbei handelt es sich um ein Mindestmaß welches nach meiner Meinung und der der meisten anderen Halter viel zu klein bemessen ist. Stereotypien sind hier vorprogrammiert. Für meinen Geschmack sind 8 Quadratmeter bei 2 Meter Höhe das absolute Minimum. Allein schon um die Voliere halbwegs gut begehbar einzurichten damit auch die nötigen Reinigungs- und Versorgungsarbeiten ohne besondere Akrobatik durchgeführt werden können. Nach oben hin ist der Größe natürlich keine Grenze gesetzt und wirklich Sinn macht es erst ab 12 Quadratmeter. Bei der Höhe sollte man aber bedenken, dass man die Tiere auch mal wieder heraus fangen können muss.
Der Standort muss so gewählt werden, dass den Tieren zu jeder Tageszeit ausreichend Schattenplätze zur Verfügung stehen. Sei es durch die Wahl der Himmelsrichtung, größere Bäume oder anderer zusätzlicher baulicher Maßnahmen. Als Waldbewohner und potentielles Beutetier behagt es ihnen nicht, wenn sie wie auf dem Präsentierteller sitzen. Sie leiden auch deutlich bei großer Sommerhitze.
Ausstattung
Es ist von Vorteil die Voliere so zu konzipieren, dass man bei Bedarf einen
oder mehrere Teile problemlos abtrennen kann. Allein in der Hinsicht sind 3 Quadratmeter
ein Unding. Auch sollte sie unbedingt eine Schleuse am Eingang haben ansonsten
werden einem über kurz oder lang Tiere entweichen. Ein bis zwei Tiere kann man
ja vielleicht noch im Blick halten, bei mehr wird es schwierig. Da natürlich
auch aus anderen Gründen mal ein Tier entweichen kann sei hier gleich erwähnt,
dass sie in der Regel von alleine zurück kommen. Für den Fall einer Flucht haben
sich Käfigfallen bewährt die das Tier selber auslöst. Denn man steht ja nicht
immer dabei und bei mehreren Tieren kann man auch nicht mal eben so die Voliere
offen lassen , es sei denn man hat sie abteilbar konzipiert .
Ich bevorzuge es, die Volieren nur teilweise zu überdachen, damit die Tiere
auch mal Regen und Schnee abbekommen. Dies schadet ihnen natürlich nicht, ganz
im Gegenteil. Im langen und strengen Winter 2009 / 10 habe ich mir so manchen
Morgen doch ein wenig Sorgen gemacht, wie meine Tiere wohl die Nacht
überstanden haben? Doch wenn ich raus kam tobten und wälzten sich die
erwachsenen Tiere übermütig wie Jungtiere im Schnee.
Zur Einrichtung gehören ausreichend Nistkästen. Immer mehr Kästen als Tiere, obwohl oft mehrere Tiere zusammen schlafen. Als Nistmaterial verwende ich am liebsten unbehandelte Baumwolle die ich mit Stroh vermische. Dadurch sackt die Baumwolle nicht so zusammen und Stroh zieht im Gegensatz zu Heu (was dann ja auch schimmelt) kaum Feuchtigkeit. Viele Halter nehmen auch Holzwolle welche mir jedoch zu scharfkantig ist. Zur Belüftung benötigen die Kästen in ausreichender Zahl und Größe Luftlöcher, da es sonst im Winter durch die Feuchtigkeit in der Atemluft der Tiere zu Schimmelbildung kommen kann.
Gut strukturierte, möglichst raue und ausreichend dicke Äste von Obst-, bzw. Laubbäumen gehören ebenfalls in eine Voliere. Sie sollten vertikal, diagonal und horizontal, zum Teil fest als auch mit Schraubhaken und Ketten aufgehängt, angebracht werden. An den senkrecht und waagerecht aufgehängten Ästen können sie durch das Schwingen schön ihre Geschicklichkeit und ihr Gleichgewicht trainieren. Auch am Boden sollten Äste, Stämme und Stümpfe platziert sein, weil sich Eichhörnchen, entgegen vieler Publikationen über das Verhalten in der Natur, in Menschenhand dort auch oft und gerne aufhalten.
Eichhörnchen lieben auch schattige, regengeschützte Hängematten. Besonders in den Sommermonaten wenn es ihnen in den Kästen schon mal zu warm wird. Genauso beliebt sind Körbe in allen erdenklichen Größen und Formen. Geeignete Laufräder (ca. 50 cm Durchmesser) können durchaus eine Bereicherung sein, sind aber nicht dazu geeignet um ein zu geringes Platzangebot auszugleichen. Auch Sisaltampen sind super geeignet, aber leider nicht billig. Nicht zu empfehlen sind die aus dem Baumarkt weil diese in der Regel synthetisch hergestellt werden.
Die Begrünung der Voliere ist schwierig. Kaum eine Pflanze kann gegen den Verbiss gegen an wachsen. In der Natur würden sie mal an dem einen Baum nagen, mal an dem anderen Busch knuspern. In der Voliere konzentriert sich das alles auf die überschaubare "Inneneinrichtung“.
Auch wenn Eichhörnchen in freier Wildbahn instinktiv nicht an für sie giftige Pflanzen gehen lässt sich dies, schon alleine auf Grund des geringen Angebotes in einer Voliere, nicht auf Tiere in Gefangenschaft übertragen. Geeignet sind kleine Fichten, Tannen, Gräser, Haselnuss und alle ungiftigen Sträucher. Zum Begrünen und auch als Schattenspender eignet sich u.a. Brombeere und wilder Wein.
Vergesellschaftung
Auch wenn ein einzelnes Eichhörnchen vermutlich nicht wirklich an der Einsamkeit leidet so stellt ein Kumpel eine dennoch meist gern genommene Abwechslung dar, da es in einer Voliere im Gegensatz zur freien Wildbahn deutlich weniger Abwechslung gibt. Alleine schon damit sie in der kalten Jahreszeit einen zum kuscheln haben.
Eichhörnchen können in gleich- oder gemischtgeschlechtlichen Gruppen gehalten werden. Generell sollte die Anzahl der weiblichen Tiere die der männlichen übersteigen. Folgende Konstellationen sind beispielsweise denkbar: ein Männchen und zwei Weibchen, ein Männchen und drei Weibchen, zwei Männchen und sechs Weibchen. Konstellationen mit zwei oder mehr Männchen können problematisch sein und sind daher nicht für Anfänger geeignet.
Obwohl Eichhörnchen ja langläufig als Einzelgänger gelten ist das vergesellschaften fremder Tiere in der Regel ohne weitere Maßnahmen möglich. Neue Tiere müssen sich nicht erst durch das Gitter kennenlernen sondern können direkt dazugesetzt werden. Natürlich muss man genügend Zeit für die Vergesellschaftung einplanen und die Tiere während der Anfangsphase ständig beobachten. Eine Vergesellschaftung von fremden, adulten Männchen während der Paarungszeit von Januar bis April / Mai ist zu vermeiden. Wilde Verfolgungsjagden wären die Folge. In so einem Fall hilft nur die Trennung der Tiere.
In der Bockgruppe kann man während der Paarungszeit zum Teil manchmal homosexuelle Tendenzen beobachten. Manche Böcke suchen sich einen anderen Bock aus und umwerben ihn durchaus so ausdauernd wie ein Weibchen. Es kann schließlich auch zum aufreiten kommen. Der Auserwählte ignoriert den Anderen weitestgehend und scheint dadurch offenbar auch nicht gestresst zu sein. Ich habe schon mehrmals beobachtet, dass der weibliche Part eine Nuss knackt und frisst, während der zweite Bock immerzu aufreitet. Dies kann mit immer der gleichen Rollenverteilung über mehrere Tage so gehen. Ohne dies ganze Vorspiel handelt es sich um eine Dominanzgeste, welche auch schon bei Jungtieren zu beobachten ist.
Tierische Mitbewohner
Mit sibirischen und japanischen Eichhörnchen harmonieren unsere Europäer problemlos. Auch wenn Eichhörnchen eher friedliche Tiere sind, sehe ich die Vergesellschaftung mit anderen Hörnchengattungen eher problematisch.
- Asiatische Streifenhörnchen sind einzelgängerisch.
- Baumstreifenhörnchen sind zwar sozial, aber eher untereinander. Wenn sich ein Gruppenmitglied bedrängt oder bedroht fühlt, greift die ganze Sippe auch größere Tiere und sogar den Halter (!) an.
- Amerikanische Rothörnchen kämen unter Umständen noch in Frage.
- Amerikanische Fuchshörnchen sind so deutlich viel größer, so dass ein Eichhörnchen im Falle eines Streits diesem nur wenig entgegen zu setzen hätte.
- Amerikanische Grauhörnchen dürfen bei uns nicht mehr gehalten werden.
- Sämtliche Schön- und Gleithörnchen scheiden Aufgrund der unterschiedlichen Ansprüche an Nahrung, Temperatur und Aktivitätszeiten aus.
Mit Kaninchen und Meerschweinchen ist eine Zusammenhaltung ideal. Diese Tierarten ergänzen sich sehr gut. Alles was die Eichhörnchen an frischem Obst oder ähnlichem fallen lassen, wird gleich von den Kaninchen und Meerschweinchen "vernichtet" und kann so nicht schimmeln. Auch die Reste der Sämereien, besonders der Maiskörner, sind für Kaninchen und Meerschwein eine Leckerei außer der Reihe. Einige Besitzer halten Eichhörnchen auch zusammen mit verschiedenen Arten von Vögeln. Laut deren Aussage ohne Probleme . Evtl. soll schon mal ein Ei verschwunden sein.
Ernährung
Wasser muss selbstverständlich jederzeit zur Verfügung stehen, denn Eichhörnchen trinken nicht wenig. Dass es im Winter mal gefriert, ist kein großes Problem. Man gibt es morgens beim Füttern frisch und schön warm. Bis es dann wieder gefriert, sind die Hörnchen schon längst wieder in den Kästen verschwunden. Eine dünnere Eisschicht wird auch schon mal ohne weiteres aufgenagt. Wenn Schnee in die Voliere kommt, wird der auch gerne genommen. Ich verwende Edelstahlnäpfe die wiederum in einem Steingutnapf stehen. Aus dem Metallnapf löst sich das Eis mit heißem Wasser besonders schnell und bei Frost kann ich den Steingutnapf als zusätzliche Wärmequelle in der Mikrowelle erhitzen. Natürlich in Maßen, so dass sich kein Tier verbrennen kann.
Geeignete Sämereien sind Haselnüsse, Walnüsse in Maßen, Sonnenblumenkerne, Kürbiskerne, ganze Maiskörner (von denen allerdings nur der Keim gefressen
wird), Bucheckern Hagebutten, Buchweizen, Kiefernsaat grob und Zirbelnüsse.
Letztere werden im Handel leider überwiegend in äußerst minderwertiger Qualität
angeboten. Es empfiehlt sich hier von verschiedenen Händlern erst mal eine
Handvoll als Probe geben zu lassen, um diese dann mit einer Gartenschere zu
öffnen. Eine frische Zirbelnuss ist weiß bis elfenbeinweiß. Gelb bis
orangefarbige sind schon ranzig. Nicht selten ist aber die Nuss sogar schon zu
Staub zerfallen!
Von Futtermischungen halte ich gar nichts. In solchen Mischungen wird natürlich
vom Hersteller auch alles das verarbeitet, was vom Verfallsdatum her dringend
weg muss. Man kann sicher sein, dass die Zirbelnüsse in Mischungen uralt sind. Des
Weiteren hat man auch immer Sämereien darin, welche die Tiere nicht fressen. Also
weggeschmissenes Geld. Und schließlich sind schon aus Gründen der Gewinnspanne
auch oder sogar überwiegend Erdnüsse (siehe unten) darin enthalten. Wenn man
Einzelsaaten kauft, kann man die Anteile besser variieren. Da es sich hauptsächlich
um ölhaltige Saaten und Nüsse handelt, sind die Futterkosten je nach Anzahl der
Tiere doch erheblich. Allerdings kann man bei mehreren Tieren auch günstigere
Großgebinde wählen, denn bei sachgerechter Lagerung ist alles sehr lange
haltbar. Haselnüsse kaufe ich z.B. nur einmal im Jahr (werden ja eh nicht öfter
geerntet). Wenn es die nächste Ernte gibt, schmeckt man zwischen den beiden
Jahrgängen keinen Unterschied.
Gerne genommen werden auch Haferflocken und Zwieback. Ich halte nichts davon,
den Tieren regelmäßig oder schlimmer sogar täglich Babymilchbreipulver
anzubieten. Abgesehen davon, dass der darin enthaltene Michzucker auch bei Eichhörnchen
abführend wirkt, ist es auch nicht artgerecht für ein Tier, welches in
Sekundenschnelle eine Nuss mit den Zähnen öffnet! Wenn überhaupt (siehe Absatz
Krankheiten), dann nur die Bio-Getreidebreie milchfrei. Den bekommen auch
kränkelnde Tiere. Und da sie ihn so selten bekommen, hat man damit noch ein Ass
im Ärmel, weil auch ein appetitloses Hörnchen dem meist schlecht wiederstehen
kann. Auch Erdnüsse sind nicht gut geeignet. Erstens sind sie zu fetthaltig und
zweitens sehr häufig mit Schimmelpilzsporen belastet. Ebenso ungeeignet sind
Mandeln.
An Frischem kommen Banane, Champignons und Staudensellerie in Frage. In Maßen
auch Apfel, Birne, Wurzel, Beeren und Melone. Die Gewöhnung daran muss mit
sehr kleinen Mengen erfolgen. Alternativ auch das entsprechende Dörrobst in
Maßen, wegen dem Zuckergehalt.
Für die Versorgung mit Mineralien eignen sich gründlichst ausgekochte Rindermarkknochen. Diese finden Hörnchen toll. Aufgrund ihrer Ringform lassen sie sich prima an Ästen oder über die Ketten gezogen befestigen. Ein aufgenagter Knochen wird von den Tieren noch lange benutzt. Oft liegt so ein Teil wochenlang mit auf dem Futterbrett, ohne zu verschwinden.
Zur extra Versorgung mit Vitaminen und auch als Leckerli gibt es
Gimpet-Katzentabs „Mascarpone/Biotin“ (alias „naturell“). Maximal ein Tab pro
Tier und Tag. Zuviel kann schädlich sein. Tragende und säugende Tiere auch 2 bis 3 pro Tag. Wenn die Lütten entwöhnt
werden, verweigern die Mütter nach meiner Erfahrung instinktiv den 2. / 3. Tab
von alleine. 99% aller Tiere lieben die Dinger und würden dafür "töten“.
Manchmal nehmen Eichhörnchen auch Mehlwürmern oder Katzentrockenfutter. Konnte
ich bei meinen Tieren und wie ich weiß auch etliche andere Halter allerdings
noch nie beobachten. Auch wenn Eichhörnchen zoologisch immer noch als
Allesfresser eingestuft werden, scheinen sie doch nur in der allergrößten Not
an tierische Kost zu gehen.
Zucht
Eichhörnchen bekommen abhängig vom Nahrungsangebot bis zu drei Würfe pro Jahr. Die Wurfgröße liegt meist bei drei bis vier Jungtieren. Ein Großteil der Jungen stirbt im ersten halben Jahr. Nur etwa 20 % der Jungtiere überleben das erste Jahr. Dies darf jedochnicht als Aufforderung missverstanden werden, Wildlinge nicht wieder auszuwildern!
In Menschenhand werden Eichhörnchen schon seit mehreren Jahrzehnten gezüchtet. Leider lassen viele Halter ihre Muttertiere auch in Gefangenschaft zwei oder sogar dreimal im Jahr Junge bekommen. Dies lehne ich deutlich ab. Nun kann man natürlich entgegnen, dass dies, abhängig vom Nahrungsangebot, auch in der Natur vorkommt. Dort ist aber, wie schon erwähnt, die Sterblichkeitsrate aber viel höher. Um die Anzahl der Würfe zu beschränken sollte man mehr Platz bzw. zusätzliche Volieren einplanen um die Böcke zumindest zeitweise zu separieren.
Für den Nachwuchs muss ja eh eine extra Unterbringung vorhanden sein um Inzucht auszuschließen. Man muss immer die Möglichkeit einkalkulieren, dass nicht alle Jungtiere rechtzeitig abgegeben werden können. Dies kann unter Umständen schwierig sein, wenn es in manchen Jahren einen deutlichen Überschuss an Böcken gibt und diese dann in den Naturfarben braun, bräunlich oder rotbraun ohne weiß (der Bauch zählt nicht) gefallen sind. Da ist die Nachfrage sehr gering. Auch die "Eichhörnchenszene" ist leider nicht frei von solchen Auswüchsen, wo die Nachzucht dann in Annoncen als Weihnachtsgeschenk empfohlen wird.
Es kann selbst noch nach mehreren friedlichen Jahren nötig werden, den Bock zu separieren. Nämlich dann, wenn dieser die Jungen attackiert, verletzt und tötet. Dies kann bei Neugeborenen jedoch auch noch bei 8 bis 12 Wochen alten Tieren vorkommen. Dies kommt glücklicherweise nur selten vor, ist aber nie komplett auszuschließen. Der Auslöser dafür ist für den Menschen meist nicht ersichtlich. Wie bei fast allen Säugetieren kann auch das Muttertier die Babys auffressen wenn sie sich gestört fühlt oder einfach noch zu unreif ist. In so einem Fall würde die Anwesenheit des Bockes eine sehr wahrscheinliche Ursache sein. Umgekehrt kann ein Muttertier den Bock auch so "unter Feuer" setzen, dass der wahrlich gerettet werden muss.
Die meisten Züchter halten ihre Zuchtpaare / -gruppen ganzjährig zusammen. Da stellen sich die ersten Würfe dann je nach Witterungsverlauf früher oder später von selbst ein. Allerdings sind Eichhörnchen keine Karnickel. Es kann aus unerfindlichen Gründen durchaus mal nicht oder nie mit dem Nachwuchs klappen.
Farbschläge
Eichhörnchen sind schon von Natur aus farblich sehr variabel. In freier Wildbahn kommen alle Schattierungen von rot über braun bis schwarz vor. Auch Leucisten / Albinos sind möglich. In Menschenhand gibt es inzwischen viele weitere Farbvarianten. Eines ist jedoch allen gemeinsam – Eichhörnchen haben immer einen weißen Bauch bzw. eine weiße Brust. In manchen Fällen sind auch der Hals und die Hehle weiß. Dies ist kein Zeichen für Scheckung - auch wenn manche Züchter ihre Tiere in Anzeigen als solche anbieten!
Bekannt sind folgende Farben:
- Weiß mit roten oder blauen Augen (siehe Absatz Krankheiten)
- creme oder champagner
- gelb oder blond
- orange
- hellrot
- fuchsrot
- curryrot
- mahagonirot
- rotbraun
- karamellbraun
- hellbraun
- haselnussbraun
- schokobraun
- dunkelbraun
- schwarzbraun
- schwarz
- grau
- silber
Alle diese Farben treten in verschiedenen Nuancen und Schattierungen oder als Schecken (weiß mit blauen Augen) auf.
Fazit: Kaum ein Tier gleicht farblich mal dem Anderen. Über
die Vererbung der einzelnen Farben ist bisher wenig bekannt.
Grundsätzlich abzulehnen ist die Verpaarung von Schecken untereinander, weil
dies sehr häufig weiße Tiere hervor bringt, sowie selbstverständlich auch die
Weiterzucht mit den weißen Individuen selbst. Auffallend ist, dass die
schönsten Schecken (mit relativ viel weiß) fast Ausnahmslos von eher
unscheinbaren Elterntieren abstammen. Tiere mit fast perfektem Phänotyp,
bringen in der Regel eher durchschnittlichen Nachwuchs. Wobei Schönheit und
Perfektion ja immer auch im Auge des Betrachters liegen.
Geschlechterbestimmung
Die Unterscheidung der Geschlechter ist bei Eichhörnchen denkbar einfach. Selbst bei Welpen ist der Abstand zwischen Anus und Genital beim Männchen deutlich viel größer als beim Weibchen. Auch erwachsene Tiere lassen sich gut sexen wenn sie vor einem am Gitter hängen. Man muss sie dafür nicht einmal in die Hand nehmen. Während der Paarungszeit sind auch die dann deutlich angeschwollenen Hoden des Bockes nicht zu übersehen. Phasenweise ist dann auch die weibliche Genitalregion angeschwollen.
Jungtierentwicklung
Der Nachwuchs beginnt im Alter von 6 Wochen das Nest zu verlassen und kostet dann so nach und nach vom Futter der Alttiere. Man kann schon mit fünfeinhalb Wochen den Jungtieren etwas Zwieback ins Nest legen. Dann können sie spielerisch heraus finden, wozu man Zähne hat. Ein Einzelkind hat mal über Nacht dreiviertel des Zwieback "eingeatmet“. Da war der Bauch ganz schön rund.
Während die Babys mit Sonnenblumenkernen und selbst Zirbelnüsschen normalerweise sofort zurechtkommen, können sie Haselnüsse anfangs noch nicht knacken. Dies liegt nicht nur an der Größe. Auch die Technik dazu ist nicht angeboren und muss erst durch Ausprobieren erlernt werden. Zu Anfang wird erst einmal blindlings kreuz und quer drauf los genagt. Ziemlich schnell kriegen sie aber den Bogen heraus und dann wird in wenigen Sekunden eine Rille in die Nuss genagt und mittels der unteren Schneidezähne die Schale aufgesprengt. Beim "Profi" geht das dann schon mal in fünf oder weniger Sekunden über die Bühne.
Walnüsse sind natürlich noch mal eine ganz andere Liga. Sogar adulte Tiere können u.U. auf Grund der Größe Probleme damit haben. Walnüsse aus dem Handel sind meist aus Kalifornien und diese sind schon sehr groß, so dass man sie nur angeknackt geben kann. Besser geeignet sind deutsche Walnüsse aus dem eigenem Garten/Anbau. Es kommt auch häufig vor, dass solche Nussbaumbesitzer noch Vorjahresnüsse haben, wenn die neue Ernte da ist. Auch diese sind meist wie die Haselnüsse noch einwandfrei. Die Natur hat mit der Nussschale schon eine geniale Verpackungsform erfunden.
Handaufzucht
Wenn man Junge haben will, muss man immer auch darauf vorbereitet sein. Da es einen ja nicht so überraschend trifft, wie bei einem wilden Findling, sollten die im Falle eines Falles benötigten Dinge bereits im Hause sein.
Da die Handaufzucht von Eichhörnchen nicht so einfach ist, will ich hier gar nicht ins Detail gehen, denn dafür gibt es hier ausführliche Informationen: Erstversorgung/Handaufzucht
Natürlich spielt es bei den Details der Handaufzucht keine Rolle, ob es sich um einen Findling oder ein Zuchttier handelt.
Zähmung
Leider gibt es immer noch bei etlichen Züchtern die Unsitte, die Jungtiere schon mit sechs, im schlimmsten Fall sogar schon mit vier Wochen, von der Mutter zu trennen, um sie noch eine Zeit lang von Hand aufzuziehen. Sie sollen dadurch zutraulicher werden und der höhere Verkaufspreis ist vermutlich der Hauptgrund. Unerträglich und anmaßend zu meinen, etwas besser oder auch nur genauso gut zu können, wie das gesunde Muttertier!!
Richtig ist, dass die Babys anfangs zutraulicher sind, als jene die bei der Mutter bleiben durften. Spätestens mit einem halbem Jahr hat sich der Vorteil aber schon wieder erledigt. Ein erwachsenes Hörnchen lässt sich nicht mehr in die Hand nehmen! (Ausnahmen bestätigen die Regel.) Da greift der Instinkt des Beutetieres und das Festhalten löst eben Todesangst aus und die Hörnchen beißen auch mal zu. Das bedeutet, der ganze Stress für Babys und Muttertier sind völlig umsonst! Nicht zu vergessen das unnötige Risiko! Die Babys könnten auf die Ersatzmilch auch mit tödlichem Durchfall reagieren, Mama droht eine Gesäugeentzündung usw.. Kein noch so erfahrener Halter kann bei einem erwachsenen Tier erkennen, wie es aufgezogen wurde. Es gibt dann keinen Unterschied mehr.
Wenn man sich mit seinen Tieren normal beschäftigt, nehmen sie alle Futter aus der Hand und die Meisten krabbeln auch auf einem herum. Manchmal sind sie sogar schon fast lästig aufdränglich, wenn man z.B. beim Saubermachen ist.
Um ein noch fremdes oder scheues Tier an die Hand zu gewöhnen, eignen sich hervorragend die Gimpet-Katzentabs (siehe Absatz Ernährung). Anfangs rolle ich den Tab dem Tier entgegen. In der Sekunde in der es den Tab aufnimmt, sage ich ein bestimmtes Kommando. Wenn sich nach einigen Tagen die Gelegenheit bietet, den Tab in der Hand näher ans Tier zu halten, kommt wieder das Kommando. Meist stutzen sie dann schon mal und schauen, bis sie sich nach einiger Zeit auch trauen, den Tab aus der Hand zu nehmen. Natürlich wieder begleitet durch das Kommando, gerne auch in Verbindung mit dem Namen des Tieres. Im Gegensatz zu den meisten Nagern/Kleinsäugern lernen EH. sehr gut ihren Namen zu erkennen und lassen sich in vielen Fällen sogar aus den Kästen heran rufen.
zusätzliche Infos
Autor
Text:
- Anja 03/2011
Bilder:
- Anja 03/2011