Eurasische Zwergmaus
Steckbrief
Wissenschaftlicher Name: | Micromys minutus |
Deutscher Name: | Eurasische Zwergmaus |
Englischer Name: | (Eurasian) harvest mouse |
Unterordnung: | Mäuseverwandte (Myomorpha) |
Überfamilie: | Mäuseartige (Muroidea) |
Familie: | Langschwanzmäuse (Muridae) |
Unterfamilie: | Altweltmäuse (Murinae) |
Gattung: | Micromys |
Art: | Eurasische Zwergmaus (Micromys minutus) |
Größe: | Kopfrumpflänge: 5 bis 8 cm Schwanzlänge: 5 bis 7 cm |
Gewicht: | 5-7 g |
Lebenserwartung: | 2-4 Jahre |
Geschlechtsreife: | 35 Tage |
Tragzeit: | 17-18 Tage |
Würfgröße: | 3 bis 8 |
Brutpflege: | Zur Aufzucht der Jungen errichten Zwergmäuse Kugelnester zwischen Gräserhalmen. Mit 8 bis 10 Tagen öffnen sich die Augen der Jungtiere. Mit 15 bis 16 Tagen sind sie entwöhnt und verlassen das Nest. |
Sozialverhalten: | Einzelgänger, kommen nur zur Paarung zusammen. Gruppenhaltung in Gefangenschaft daher oft schwer möglich. |
Aktivitätsphasen: | tag- und nachtaktiv |
Lebensraum: | Weite Teile Eurasiens. Lebensraum mit hoher Vegetation von z.B. hohen Gräsern, Schilfbeständen, aber auch Getreidefeldern. |
Ernährung: | Samen der Gräser, Insekten, grüne Pflanzenteile |
Haltungsdiagramm
Verbreitung / Herkunft
Die eurasischen Zwergmäuse kommen sowohl in Europa, (mit Ausnahme von Süditalien, den Alpen und großen Teilen des Balkans, Schwedens, Norwegens und Spaniens) als auch in West-, Zentral-, Ost-, sowie Südostasien vor.
Allgemeines
Die eurasische Zwergmaus ist eine der kleinsten einheimischen Säugetiere. Die Tiere sind überwiegend tagaktiv, aber sie sind oft auch während der Dunkelheit munter. Sie haben keine besonderen Ansprüche an die Temperatur, wie beispielsweise die afrikanischen Knirpsmäuse.
Die Zwergmaus ist an eine kletternde Lebensweise angepasst: Ihr Schwanz dient ihr als Sicherung. Dabei ist dieser um den Grashalm geschlungen.
Zwergmäuse sind eher Beobachtungstiere und werden selten zahm. Alleine auf Grund ihrer Größe sind die Tiere nicht als Haustiere für Kinder geeignet!
Wichtig: Herkunftsnachweis!
Zwergmäuse kommen auch bei uns in der Natur vor, deswegen unterliegen sie einer Meldepflicht. Dies ist aber in der Regel völlig unproblematisch, solange man von dem Züchter von dem man die Tiere gekauft hat einen Herkunftsnachweis bekommen hat. Ohne Herkunftsnachweis sollte man diese Tiere auch nicht kaufen. Sie werden dann bei der zuständigen Unteren Naturschutzbehörde angemeldet und dort werden auch Nachzuchten bei Geburt angemeldet und bei Verkauf oder Tod wieder abgemeldet. Dies ist zwar etwas lästig, aber die Tiere sind es wert. Sie entschädigen einen durch ihre liebenswerte Art und ihre tollen Kletterkünste.
Haltung
Eurasische Zwergmäuse benötigen trotz ihrer geringen Grösse von 5-7 cm Körperlänge sehr geräumige Becken, entscheidend ist aber dabei weniger die Grundfläche, sondern vielmehr die Höhe. Die Tiere klettern sehr gerne, sie bevorzugen dabei eher dünne Äste oder auch Getreidehalme, die sie dank des geringen Gewichtes der Mäuse von etwa 5 - 7 g leicht tragen können. Empfohlen werden Terrarien ab einer Mindestgröße von 40 x 40 x 80 cm. Wichtig bei der Einrichtung ist, dass die Höhe des Beckens ausgenutzt wird, es schadet dabei auch nicht wenn Halme wirklich senkrecht im Terrarium stehen, die Tiere können mit Hilfe ihres beweglichen Schwanzes sehr gut klettern. Getreideähren und Kolbenhirse benutzen sie sowohl zum Klettern als auch zur Nahrungsaufnahme, deswegen sollte man vor allem beim Getreide darauf achten, dass die Halme nicht gespritzt oder anders chemisch behandelt wurden, vor allem wenn es sich um gekaufte handelt. In der Natur bauen sich die Zwergmäuse in solchen Halme ihre Nester, in manchen Regionen bevorzugen sie aber auch Nester auf dem Boden.
Einrichtung
Bodengrund: Es eignet sich z.B. herkömmliche Kleintierstreu. Es gibt auch so genannte Erlebniseinstreu mit untergemischtem Moos und Rinde, welches die Zwergmäuse auch gerne mal anknabbern. Desweiteren wäre auch Sand als Bodengrund geeignet
Klettermöglichkeiten: Sind ganz, ganz wichtig für die Zwergmäuse. Dafür eignen sich z.B. Äste mit jungen Trieben oder verschiedene Gräser, auf denen die Mäuse klettern können. Dies ist ein absolutes Muss für ein Zwergmausheim!
Versteckmöglichkeiten: Häuser oder Kokosnüsse können den Zwergmäusen als Verstecke auch gerne angeboten werden. Allerdings sollten die Mäuse die Gelegenheit haben ihre Kugelnester bauen zu können.
Gruppenhaltung & Vergesellschaftung
Wichtig zu wissen ist, dass eine Gruppenhaltung bei eurasischen Zwergmäusen nicht immer ganz einfach ist. In der Natur sind es Einzelgänger. Deswegen muss man oft die Gruppen trennen, um schlimmere Verletzungen zu vermeiden. Dann hat man möglicherweise leider viele Einzeltiere!
Es gibt aber auch harmonische Gruppen. Vorhersagen kann man das leider nicht!
Ist das Gehege zu klein oder teilen sich zu viele Zwergmäuse ein Gehege, kann es zu Kannibalismus kommen!
Vergesellschaftung
Eine Vergesellschaftung von eurasischen Zwergmäusen klappt nicht immer. Es gibt Tiere, die sich sofort verstehen, aber auch solche, bei denen es unmöglich ist, sie zu vergesellschaften.
Als eine Vergesellschaftungsmethode hat sich die Kleinraummethode in Transportboxbehältern bewährt (siehe Vergesellschaftung bei Mongolischen Rennmäusen).
Wenn sich die Tiere allerdings nicht verstehen und sich nicht miteinander vergesellschaften lassen, muss man die Tiere schließlich getrennt halten.
Ernährung
Als Futter erhalten die Zwergmäuse eine Mischung aus Wellensittich-, Waldvogel- und Zwerghamsterfutter. Außerdem bekommen sie verschiedene Hirse- und Getreidesorten, sie sie sich erarbeiten müssen.
Sehr wichtig ist auch eine ausreichende Versorgung mit tierischem Eiweiss (Mehlwürmer, Grillen, hochwertiges Hundetrockenfutter). Jeden Tag sollten die Mäuse tierisches Eiweiß bekommen, z.B. eine Grille pro Maus und Tag.
Auch Frischfutter kann den Mäusen angeboten werden wie z.B. Karotten, Karottengrün, Salat. Zwergmäuse sind eher wählerisch in Bezug auf Frischfutter, da muss man ggf. ausprobieren, was die Mäuse mögen.
Wasser muss jederzeit in ausreichender Menge vorhanden sein, wenn die Tiere kein Wasser zur Verfügung haben, kann das in schweren Beissereien enden. Die Tiere haben meist keine Probleme mit Näpfen oder Nippeltränken.
Zucht
Vor einer Zucht sollte man immer überlegen, ob man genügend Platz und Abnehmer für die Tiere hat. Mäuse vermehren sich rasch und explosionsartig, deswegen sollte dies immer gut vorüberlegt werden!
Bei guter Haltung vermehren sich Zwergmäuse fast von alleine. Die Tragzeit der Tiere beträgt 17 - 18 Tage, geboren werden dann bis zu 13 Jungtiere, meist handelt es sich aber um 3 - 8 Babies, die gerade einmal ein Gramm wiegen. Nach etwa drei Wochen sind die Jungtiere selbständig und verlassen das Nest. Geschlechtsreif werden die Jungtiere mit etwa einem Monat.
Weibliche tragende und säugende Zwergmäuse sind gegenüber ihrer Artgenossen leider sehr aggressiv. Sie können die anderen Zwergmäuse stark verletzen. Oft müssen die Weibchen mit ihrem Nachwuchs vom Rest der Gruppe getrennt werden
Geschlechterbestimmung
Hierbei entscheidend ist der Abstand zwischen Geschlecht und After, der bei den Weibchen geringer ist, als bei Männchen. Bei Weibchen müssten die Zitzen zu erkennen sein. Außerdem sieht man bei ausgewachsenen Männchen ganz deutlich die Hoden.
Krankheiten
Eurasische Zwergmäuse sind generell sehr robust, was die Gesundheit betrifft.
Genauso wie die afrikanischen Knirpsmäuse besitzen auch die eurasischen Zwergmäuse einen sehr schnellen Stoffwechsel. Deswegen sollten Wasser und Nahrung immer in ausreichender Menge vorhanden sein. Schon ein paar Stunden ohne Wasser und Nahrung kann zum Tod führen oder gesundheitliche Schäden hinterlassen.
Ebenfalls ein Gesundheitsproblem können Bisswunden werden, vor allem wenn sie etwas größer sind oder sich entzünden. Da die Mäuse in Gruppenhaltung nicht immer friedlich sind, können solche Bisswunden bei Streitereien unter den Mäusen entstehen. Wichtig ist es, die Tiere zu beobachten, ob sie sich streiten oder jagen, um mögliche Verletzungen verhindern oder gleich erkennen zu können!
zusätzliche Infos
Anregungen für eine Terrarieneinrichtung für eurasische Zwergmäuse findest Du bei unseren Bauanleitungen: natürliche Terrarieneinrichtung
Unter folgendem Link sind Bilder und Videos von eurasischen Zwergmäusen aus der Natur zu sehen:
Literatur
Literatur über eurasische Zwergmäuse gibt es wenig. In einzelnen Büchern oder Zeitschriften finden sich Berichte zu den kleinen Nagern:
Ehrlich, C. (2006): Kleinsäuger im Terrarium. Biologie – Haltung – Zucht. Natur und Tier Verlag: Münster. 2. Auflage
Weber, A. (2010): Eurasische Zwergmäuse. In Rodentia Exoten Nr.53, Januar/Februar 2010, S.39-42
Autor
Text:
- June 08/2004
- Issa 05/2015 (überarbeitet)
Bilder:
- June 10/2004