WeißbüschelaffeWeißbüschelaffe

SteckbriefSteckbrief

Wissenschaftlicher Name: Callithrix jacchus
Deutscher Name: Weißbüschelaffe, Weißbüscheläffchen
Englischer Name: White-tufted-ear Marmoset
Unterordnung: Trockennasenaffen (Haplorhini)
Teilordnung: Neuweltaffen (Platyrrhini)
Familie: Krallenaffen (Callitrichidae)
Gattung: Marmosetten (Callithrix)
Untergattung: Büschelaffen (Callithrix)
Art: Weißbüschelaffe
Größe: Kopfrumpflänge: 18 bis 25 cm
Schwanz: etwa 30 cm
Gewicht: 300 bis 400 Gramm
Lebenserwartung: in freier Wildbahn rund 12 Jahre
Geschlechtsreife: im zweiten Lebensjahr
Tragzeit: rund fünfmonatigen
Wurfgröße: meist Zwillinge
Brutpflege: auch die Väter und andere Gruppenmitglieder beteiligen sich intensiv an der Jungenaufzucht
Sozialverhalten: Gruppen von zwei bis 15 Tieren
Aktivitätsphasen: tagaktiv
Lebensraum: nordöstliches Brasilien
Ernährung: vorwiegend Baumsäfte und Insekten, dazu in geringen Mengen Früchte, Samen, Blüten, Pilze, Schnecken, kleine Wirbeltiere und Eier

HaltungsdiagrammHaltungsdiagramm

Anschaffungskosten
Unterhaltskosten
Platzbedarf
Zeitbedarf
Empfindlichkeit
Exoten-Faktor
Wildheit
Lärm-Faktor
Stink-Faktor
Verletzungsgefahr

Verbreitung / HerkunftVerbreitung / Herkunft

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In freier Wildbahn sind Weißbüschelaffen in Südamerika, v. a. im nordöstlichen Brasilien, anzutreffen. Hier leben sie in Familiengruppen, die aus bis zu einem Dutzend Individuen bestehen. In jeder Gruppe gibt es genau ein Alphapaar, welches Nachwuchs bekommt. Durch Pheromone werden die anderen Gruppenmitglieder unfruchtbar gemacht (so wird beispielsweise bei den weiblichen Affen der Eisprung unterdrückt), sodass Inzucht innerhalb der Gruppe vermieden wird. Die anderen Gruppenmitglieder helfen aber bei der Aufzucht des Nachwuchs‘ mit.

AllgemeinesAllgemeines

Von allen Affenarten werden Weißbüschelaffen privat am häufigsten gehalten. Bei artgerechter Haltung zeigen sie ein faszinierendes Verhalten, das in der Tierwelt seinesgleichen sucht. Allerdings sind die Ansprüche an eine tiergerechte Haltung enorm: Die Anschaffungs- und Unterhaltskosten sind sehr hoch, ebenso benötigen Weißbüschelaffen auch Einiges an Platz. Man sollte sich also gut vor der Primatenanschaffung überlegen, ob diese Tiere für die Haltung im eigenen Haus bzw. Garten in Frage kommen.
Die tagaktiven Tiere markieren ihr Revier mit einem speziellen Sekret, das aus Drüsen im Bereich des Afters auf Bäume gerieben wird. Anhand dieses markant riechenden Duftstoffes weiß jeder Artgenosse, welcher Affe diesen Baum markiert hat und in wessen Revier er sich gerade befindet.
Weißbüschelaffen gehören zu den Krallenaffen. Im Gegensatz zu den meisten anderen Affenarten besitzen Krallenaffen nämlich, wie der Name vermuten lässt, Krallen an den Pfoten. Die einzige Ausnahme bildet der große Zeh an den Hinterpfoten: Er ist fingertypisch aufgebaut. Mit den insgesamt 18 Krallen, ihrem langen Schwanz und dem geringen Gewicht von unter 400 g sind sie bestens an das Leben in Bäumen angepasst.

HaltungHaltung

Die Haltung von Weißbüschelaffen ist enorm aufwändig und sollte erfahrenen Kleinsäugerhaltern mit viel Platz, Zeit und Geld vorbehalten sein. Die „Mindestanforderungen an die Haltung von Säugetieren“ schlagen jeweils 10 m² (25 m³) für ein Innen- und Außengehege für ein Weißbüschelaffenpaar plus max. 2 Jungtiere vor. Für jedes weitere Tier werden 1,5 m² (4,5 m³) mehr pro Gehege gefordert. Möchte man eine Weißbüschelaffengruppe mit einem Alphapaar aufbauen, muss man mit mindestens 6 Tieren rechnen. Das macht also einen gesamten Flächenbedarf von min. 26 m² (68 m³). Aber auch hier gilt: je größer desto besser! Bei einem großen Gehege haben die agilen Tiere ausreichend Möglichkeiten zum Springen und Toben. Wichtig ist auch, dass das Innengehege nicht zu klein ist (s.o.), da so die Affen auch bei schlechtem Wetter oder im Winter bei der Kälte genug Gelegenheiten haben, ihren Bewegungs- und Spieldrang zu befriedigen.
Das Innengehege wird mit reichlich Ästen, Seilen, Hängematten, Sitzbrettern etc. ausgestattet. Ebenso dürfen Schlafmöglichkeiten (z. B. ein Katzenkorb, eine Holzkiste oder ein Hängesack für Frettchen) sowie min. eine Wärmelampe nicht fehlen. Bei letzterer haben wir gute Erfahrungen mit der Osram Ultra Vitalux 300 W gemacht, die von den Affen sehr gerne angenommen wird. Wichtig ist, dass die Lampe mit einer affensicheren Schutzhülle (z. B. ein spezieller Wärmelampenkorb) gesichert ist, damit die Affen nicht zu nah an die Wärmequelle kommen und sich nicht verbrennen können. Die Wärmelampe kann man mittels einer Zeitschaltuhr (natürlich außerhalb der Affenreichweite) steuern. Als Einstreu hat sich Kleintierstreu bewährt. Ebenso empfiehlt es sich, das Innengehege gut zu isolieren (Styrodur, Glaswolle,…), da es in den kühleren Monaten immer auf Raumtemperatur beheizt werden muss. Wir haben zu diesem Zweck eine Elektroheizung aus dem Baumarkt in dem Gehege (-> affensicher!) installiert. Andere Halter haben u. a. auch gute Erfahrungen Ölradiatoren gemacht. Ebenso kann man, wenn man die Möglichkeit dazu hat, das Innengehege ins/ans Haus bauen, sodass man es wie die anderen Räume beheizen kann. Weil Weißbüschelaffen tagaktiv sind, ist es wichtig, dass genug Tageslicht ins Innengehege kommt. Hierzu haben sich 2- und 3-fachverglaste Fenster bewährt. Ebenso ist es praktisch, ein Fenster als Verbindung vom Innen- zum Außengehege zu bauen, da man so ohne Probleme lüften kann. Eine Schleuse ist ebenfalls unerlässlich. Da die Affen auch im Winter ins Außengehege dürfen, empfiehlt es sich, eine Katzenklappe (Magnete vorher entfernen) zwischen Außen- und Innengehege zu installieren, damit nicht allzu viel Wärme verloren geht.

Die Tiere sollten jederzeit frei entscheiden, ob sie sich im Innen- oder im Außengehege aufhalten möchten. Letzt genanntes ist am besten eine Holz- oder Aluminium-Voliere, die man entweder selbst baut oder bei einem Volierenbauer oder Schreiner anfertigen lässt. Als Draht eignet sich punktgeschweißter Draht, der eine Maschenweite von 1-2 cm hat. Bei der Einrichtung orientiert man sich am Innengehege- also viele Äste, Wurzeln, Steine, Sitzbretter, Hängematten, Seile etc.. Dickere Äste mit einem Durchmesser von min. 3 cm werden von den Affen bevorzugt. Gerne kann man auch dicke Baumstämme (15-30 cm Durchmesser) im Gehege installieren. Unterschiedlich dicke Äste/Stämme sind eine zusätzliche Bereicherung für die Tiere. Einige Äste können sogar senkrecht installiert werden. Durch ihre Krallen können die Affen auch an solchen Ästen klettern. Um Verletzungen zu vermeiden, ist es unerlässlich, alle Einrichtungsgegenstände ausreichend (z. B. mit Schrauben oder Kabelbindern) zu befestigen! Da Affen gerne an den Ästen nagen, um an die Baumsäfte zu gelangen, sollte ausschließlich ungiftiges Material verwendet werden. Gut geeignet sind z. B. ungespritzte Kernobstbaumzweige, Pappel, Weide und Hasel. Auf Nadelbäume sollte wegen dem Harz und der enthaltenen ätherischen Öle verzichtet werden. Thuja und Eibe beispielsweise sind für Weißbüschelaffen giftig und dürfen keinesfalls verwendet werden! Ein Teil der Voliere sollte zusätzlich mit beispielsweise Plexiglas überdacht sein. So können die Affen auch bei Regen das Außengehege nutzen. In einigen Bundesländern wird für den Bau eines Affengeheges eine Baugenehmigung benötigt. Hier empfiehlt es sich, bei der zuständigen Behörde nachzufragen.

Normalerweise fängt man mit einem blutsfremden, Aufzucht erfahrenen Affenpaar an, aber auch gleichgeschlechtrige Konstellationen sind möglich. Die Tiere kauft man i.d.R. beim Züchter. Mit etwas Glück kann man auch in einer zoologischen Einrichtung Weißbüschelaffen erwerben. Allerdings geben die wenigsten Zoos exotische Tiere an Privathalter ab. Wichtig ist, dass die Tiere einen Herkunftsnachweis haben. Mit diesem Nachweis meldet man sie dann beim Veterinäramt an. Bei Primaten, die unter Anhang A des Washingtoner Artenschutzabkommens stehen (z. B. Lisztaffen), ist ein Sachkundenachweis ebenfalls erforderlich. In manchen Bundesländern wird zusätzlich eine Halte- und Gehegegenehmigung benötigt.

ErnährungErnährung

Als Hauptmahlzeit wird frisches, in kleine Würfel geschnittenes Obst und Gemüse angeboten. Hier kann man nahezu alles verwenden, was es bei uns zu kaufen gibt: Bananen, Birnen, Weintrauben, Apfel, Honigmelone, Wassermelone, Mandarinen, grüne und goldene Kiwis, Kirschen, Ananas, Pfirsiche, Nektarinen, Pflaumen, Feigen, Papaya, Kaki, Passionsfrucht, Mango, Litschi, Sharon, Physalis, Granatapfel, Erdbeeren, Heidelbeeren, Himbeeren, rote und weiße Johannesbeeren, Blaubeeren, Möhren, rote, gelbe, orange und grüne Paprika, gelbe und rote Spitzpaprika, Salatgurke, Tomaten, grüne und blaue Kohlrabi, Rote Beete, Radieschen, Zucchini, Chicorée, gekochte Kartoffeln, Brokkoli, Blumenkohl, Rosenkohl sowie weiße und braune Champignons- um nur Einiges zu nennen. Kumquat sowie Avocado dürfen nicht, Kohlsorten und Zitrusfrüchte nur sparsam verfüttert werden. Ananas, Melone, Mango, Papaya und Banane sollten nur geschält den Affen gegeben werden. Weil nicht alle Affen alles essen, empfiehlt es sich, etwas mit dem Futterangebot zu „experimentieren“. Da Affen diabetesgefährdet sind, sollte weniger Obst als Gemüse verfüttert werden. Das Obst und Gemüse wird morgens früh (zwischen 5 und 9 Uhr) ins Affengehege gestellt. Ebenso wird nachmittags noch mal etwas Obst und Gemüse gegeben, sodass 10 bis 15 verschiedene Sorten Obst und Gemüse pro Tag verfüttert werden. Manche Halter geben morgens nur das Gemüse und nachmittags das Obst, sodass die Affen mehr Gemüse fressen. Dass das Obst und Gemüse vor dem Verfüttern gründlich gewaschen werden muss und nur in der Qualität, in der wir es auch noch essen würden, verfüttert werden darf, versteht sich von selbst.
 

Ebenso sollte den Affen den ganzen Tag Affenpellets und frisches Trinkwasser zur Verfügung stehen. Morgens werden zusätzlich Naturjoghurt oder Brei gereicht- wir verfüttern meist Naturjoghurt. Mittags gibt es dann noch lebende Insekten, die von den Affen sehr gerne gefressen werden. Hierfür eignen sich u. a. Mehlwürmer, Zophobas-Larven, Schaben, Grillen, Heimchen und Heuschrecken. Mit Insekten kann man die Affen auch noch sehr gut beschäftigen. Z. B. kann man die Mehlwürmer in einem Heu- oder Strohhaufen oder einem Pappkarton verstecken. Durch das lebendige Verfüttern der Insekten müssen die Affen sie einfangen, was zusätzliche Beschäftigung für die Tiere ist. Alle zwei bis drei Tage steht noch Gummi arabicum auf dem Speiseplan. Die getrockneten Baumsäfte werden zerkleinert und anschließend mit warmen Wasser übergossen. Nach ca. 1 Stunde kann man das Wasser abgießen und die zähe Masse auf die Äste schmieren. Da sich Weißbüschelaffen in der Natur hauptsächlich von Baumsäften ernähren, ist Gummi arabicum unerlässlich im Speiseplan! Hart gekochte Wachtel- oder Hühnereier, gekochtes Rind- und Geflügelfleisch, gekochter Reis sowie ab und zu ein Stück Eintagsküken oder Maus runden den Affenspeiseplan ab.

Damit es den Affen nicht langweilig wird, hat man als Halter die Aufgabe, sie zu beschäftigen. Hierbei eigenen sich viele verschiedene Dinge, die man ggf. mit etwas Futter interessanter machen kann. Wichtig ist nur, dass sie für die Affen nicht gefährlich sein können. Wie oben bereits erwähnt, kann man aus Pappkartons und Pappröhren zusammen mit etwas Heu und Insekten (oder ein wenig Rosinen) tolle Beschäftigungsmöglichkeiten basteln. Im Sommer bieten Eisbomben eine tolle Abwechslung. Generell sind der Kreativität des Halters bei der Beschäftigung keine Grenzen gesetzt.

zusätzliche Infoszusätzliche Infos

Weißbüschelaffen sind tolle Tiere, deren Haltung allerdings mit hohen Kosten und einem enormen Aufwand verbunden ist. Für einen Affe muss mit 500 bis 1.200 € gerechnet werden. Da man sie niemals alleine halten darf, macht das schnell 1.000 bis 2.400 € für zwei Tiere! Die Kosten für ein geeignetes Gehege liegen auch im vierstelligen Bereich. Täglich 10-15 verschiedene frische Sorten Obst und Gemüse sowie lebende Insekten zu verfüttern, ist ebenfalls nicht ganz billig. Außerdem fallen noch Kosten für die Heizung und Wärmelampen an. Wenn die Affen einmal krank werden, muss die Behandlung durch einen primatenerfahrenen Arzt erfolgen, was ebenfalls erhebliche Kosten verursachen kann. Doch wenn man seine Affen artgerecht hält, hat man ein faszinierendes, hochinteressantes Verhalten der Tiere zu beobachten, was wohl das Herz eines jeden Tierfreunds höher schlagen lässt.

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Text:

  • Martin-Tiere 02/2016

Bilder:

  • Martin-Tiere 02/2016