Wickelbär
Steckbrief
Wissenschaftlicher Name: | Potos flavus |
Deutscher Name: | Wickelbär |
Englischer Name: | Kinkajou |
Überordnung: | Laurasiatheria |
Ordnung: | Raubtiere (Carnivora) |
Überfamilie: | Hundeartige (Canoidea) |
Familie: | Kleinbären (Procyonidae) |
Gattung: | Potos |
Art: | Wickelbär |
Größe: | Kopf-Rumpflänge: 42 bis 57cm Schwanz: meist etwas mehr als die Kopf-Rumpflänge |
Gewicht: | 2 bis 6kg (je nach Unterart) |
Lebenserwartung: | 20 bis 30 Jahre (Der älteste in Gefangenschaft gehaltene Wickelbär wurde 41 Jahre alt und lebte bis im Jahre 2003 im Zoo von Honolulu) |
Geschlechtsreife: | Männchen: 1,5 Jahre Weibchen: 2,25 Jahre |
Tragzeit: | 100 bis 120 Tage |
Wurfgröße: | meist ein einzelner Jungtier, Zwillinge sind selten |
Brutpflege: | Die Aufzucht der Jungen erfolgt ausschließlich durch die Mutter. Die Jungen werden als "Nesthocker" geboren. Ihr Gehörgang öffnet sich bis zum 5. Tag, die Augen zwischen dem 7. und 19. Tag. Die Kleinen werden ca. 16 Wochen gesäugt, wobei sie schon nach ca. 7- 8 Wochen feste Nahrung zu sich nehmen. Mit 4 Monaten sind die Jungtiere selbständig und widersetzen sich der Fürsorge der Mutter. |
Sozialverhalten: | ausserhalb der Nahrungssuche leben Wickelbären in kleinen Familiengruppen |
Aktivitätsphasen: | nachtaktiv |
Lebensraum: | südliches Mittelamerika und im nördliches Südamerika |
Ernährung: | überwiegend Früchte, aber auch Blätter und Nektar |
Schutzstatus: | Washingtoner Artenschutzübereinkommen COP14 [WA], Anhang III EG-Verordnung 318/2008 [EG], Anhang C |
Haltungsdiagramm
Verbreitung / Herkunft
Allgemeines
Der Wickelbär (potos flavus) ist eine in Mittel-und Südamerika lebende Art der Kleinbären (Procyonidae). Seine nächsten Verwandten sind der Waschbär, Nasenbär, Katzenfrett und der Makibär. Von den Kleinbären unterscheidet er sich durch seinen langen, greiffähigen Schwanz, den er geschickt zum Klettern einsetzen kann. Beheimatet sind die Bären in den Regenwäldern vom östlichen Mittel- und Südamerika von Mexiko bis Brasilien.
Der Wickelbär ernährt sich überwiegend von süßen Früchten, aber auch von Honig, Blüten, Insekten und kleinen Wirbeltieren. Er ist ein nachtaktiver Baumbewohner, der tagsüber in Baumhöhlen schläft. Die verschiedenen Unterarten unterscheiden sich in der Körpergröße, Fellfarbe und den Schädel-und Zahnmerkmalen. Die Bären gehen in der Regel allein auf Nahrungssuche, sind aber geselliger, wenn Nahrung im Überfluss vorhanden ist. Die Tiere können sich sehr gut mit verschiedenen Lauten untereinander verständigen. Das kann von feinem Piepsen, Fiepen bis hin zu Fauchen und lautem Zetern oder Kreischen gehen.
Die Kopf-Rumpflänge beträgt ca. 42-57cm. Der Schwanz weist mindestens dieselbe Länge auf. Das Gewicht kann je nach Unterart stark variieren (2-6kg). Im Mittel entspricht die Größe und das Gewicht in etwa dem einer kleineren Hauskatze. Das Fell ist wollig, kurz und braun. Der Haaransatz ist meist gelblich-hellbraun. An den Spitzen wechselt es zu rötlichbraun. Vielfach besitzen die Tiere einen schwarzen Aalstrich. Der Bauch ist meist gelblich-orange. Je nach Unterart variiert die Fellfarbe von rötlichbraun-braun bis hin zu gräulich. Der rundliche Kopf ist kurz, die Schnauze und die Ohren treten nicht stark hervor. Der Wickelbär hat große, dunkle Augen die an seine nächtliche Aktivitätszeit angepasst sind. Die kurzen, kräftigen Beine enden in gekrümmten Krallen, welche der Bär im Gegensatz zur Katze nicht einziehen kann. Er verfügt auch über geschickte Vorderpfoten, die ihm das Halten von Nahrung und das Klettern in den Baumkronen erleichtert. Die Hinterpfoten sind länger als die Vorderpfoten. Ein besonderes Merkmal ist die schmale, lange (ca. 12cm) Zunge, die das Tier einsetzt, um an Blütennektar und Honig zu kommen. Ein weiteres spezielles Merkmal ist der lange, bewegliche Schwanz mit dem sich der Wickelbär geschickt im Blätterdach des Regenwaldes bewegt und die Äste "umwickelt". Deshalb auch der Name "Wickel"-Bär. Die Bärchen besitzen spitze Eckzähne, wie andere Raubtiere auch. Und wenn es die Situation erfordert, werden sie bei Bedarf auch eingesetzt. Die Tiere besitzen Duftdrüsen an Kinn, Kehle und Brust, die sie zum Markieren des Reviers oder bei der Paarung einsetzen.
Haltung
Einem Wickelbären sollte man eine große Voliere oder ein eigenes Zimmer zur Verfügung stellen. Die Größe darf Beispielsweise in der Schweiz laut Tierschutzgesetz die Masse von 40 Kubikmeter nicht unterschreiten. Und wenn man bedenkt, wie aktiv und kletterfreudig die Bären sind: "Je mehr Platz umso besser." Da die Bären baumbewohnend sind, sollte die Voliere so eingerichtet sein, dass die Tiere die Möglichkeit haben, um ausgiebig zu Klettern (Äste, dicke Seile etc.)
Als Bodengrund eignen sich sehr gut Buchenholzschnitzel. Die Wände sollten aus abwaschbarem Material sein, damit sie leicht zu reinigen sind. Denn durch die täglichen Früchte/Fruchtzucker wird die Einrichtung mit der Zeit schon auch in Mitleidenschaft gezogen, obwohl die Bären im Großen und Ganzen keine großen Sauereien veranstalten beim Fressen.
Wickelbären sind sehr neugierige Zeitgenossen. Deshalb sollte man darauf achten, dass alles, was man ihnen zum Spielen gibt bzw. zum Klettern baut, sehr robust ist. Sie untersuchen alles und können eine ungeahnte Kraft entwickeln, wenn sie etwas unbedingt wollen. Aus diesem Grund sollte man niemals dünne Seile, Schnüre (Abschnüren einzelner Körperteile); lockere Schrauben (Verschlucken); dünne Stoffe (Verheddern, wenn der Stoff reißt); Spielsachen aus Kunststoff (Splitter, Verschlucken) in der Voliere verwenden. Spielsachen aus Plastik oder Ähnlichem nur unter Aufsicht benutzen lassen. Gute Einrichtungsmöglichkeiten sind: Weidenkörbe, Kokosnüsse (mit Loch zum Reingreifen), dicke Seile, Äste, Korkstämme, Korkrinde, Hängematten (aus robustem Stoff), Bambuswurzeln etc. Es sollte auch eine Schlafbox zur Verfügung stehen, in der sich das Tier tagsüber zum Schlafen zurückziehen kann. (Ob er dann genau dort schläft ist eine andere Sache.)
Einem Wickelbären wird es sehr schnell langweilig. Deshalb sollte man sich viel mit dem Tier beschäftigen. Auch die Einrichtung der Voliere sollte man von Zeit zu Zeit wieder ein bisschen verändern, damit ihm Abwechslung geboten wird. Eine weitere Möglichkeit empfiehlt sich, wenn man das Futter nicht einfach nur im Napf anbietet, sondern es verteilt und versteckt. Damit sich das Tier auch anstrengen muss, sein Fressen zu finden.
Wenn der Bär auch in der Wohnung Freilauf hat, muss man einiges beachten, denn überall können Gefahrenquellen lauern (Fenster, Kabel, giftige Pflanzen, Putzmittel, etc.). Je nach Temperament des einzelnen Tieres kann es sein, dass man so ziemlich alles wegräumen sollte, was einem lieb und teuer ist. Denn vor einem Wickelbären ist fast nichts sicher. Sie machen nichts mit Absicht kaputt, aber durch ihre Neugierde wird alles genau untersucht. Und da kann es schon mal passieren, dass etwas den Kräften eines Wickelbären nicht standhält. Die Bären sind sehr intelligent und lernfähig. Nur ist es meist nicht genau das, was der Besitzer will, das sie lernen. Die Bären können stubenrein werden, in der Regel sind sie es aber nicht.
Aussenhaltung
Die Bären sind im tropischen Regenwald zuhause und die Temperatur sollte nicht unter 20 Grad Celsius fallen. In unseren nördlichen Breitengraden muss man sich deshalb überlegen, ob eine Außenhaltung überhaupt Sinn macht, da die Tiere nachtaktiv sind und bei uns die Temperaturen außer im Hochsommer meist unter 20 Grad Celsius fallen. Falls man die Tiere trotzdem draußen halten will, muss zwingend ein beheizbarer, geschützter Unterschlupf zur Verfügung stehen.
Ernährung
Obwohl Wickelbären Raubtiere sind, ernähren sie sich vorwiegend von Früchten und pflanzlicher Kost. Die in Panama lebenden Tiere ernähren sich ausschließlich vegetarisch, während in anderen Teilen des Verbreitungsgebiets Insekten einen wichtigen Teil der Nahrung ausmachen. Der Wickelbär wird auch „Gärtner des Regenwaldes“ genannt, da er gern den Nektar aus Blüten leckt und dadurch die Pollen, die an seiner Schnauze hängen bleiben, weiter trägt. Neben Früchten und Nektar fressen die Tiere in der Wildnis auch gerne Honig, Insekten, Vogeleier und kleine Wirbeltiere.
In Gefangenschaft sollte den Bären eine abwechslungsreiche, artgerechte Ernährung angeboten werden. Obst und Gemüse sind die Hauptbestandteile des täglichen Futterangebots. Den Tieren kann jegliche Art von Obst (Bananen, Äpfel, Ananas, Mango, Trauben, Datteln, Beeren, Birnen, etc.) und Gemüse (Paprika, Karotten, Salat etc.) angeboten werden. Sie fressen auch gerne mal Honig, Quark, ein Stückchen Brot oder Eier. Zwischendurch kann man auch mal ein Leckerli wie Reiswaffeln, Dörrfrüchte oder Rosinen anbieten. Gekochtes Geflügelfleisch, Grashüpfer, Mehlwürmer und Bienenmaden werden auch nicht verschmäht. Hauptsächlich sollte aber täglich frisches Obst und Gemüse angeboten werden. Da ein Wickelbär gerne mal täglich 500gr. Futter zu sich nimmt, muss man sich bewusst sein, dass die monatlichen Futterkosten nicht unerheblich sind. Täglich frisches Trinkwasser sollte eine Selbstverständlichkeit sein. Die besten Erfahrungen wurden mit Nippeltränken für Nager gemacht, da Wassernäpfe meist umgeworfen werden.
Das sich die Bären fast ausschließlich vegetarisch ernähren sind sie und ihre Ausscheidungen fast geruchsneutral. Die Voraussetzung ist natürlich das tägliche Reinigen des Geheges.
Zucht
Die Fortpflanzung ist nicht an eine bestimmte Jahreszeit gebunden. Nach einer Tragzeit von ca. 100-120 Tagen bringt das Weibchen meist ein Jungtier, sehr selten Zwillinge auf die Welt. Das Neugeborene wiegt zwischen 150-200g und wird, wie die meisten Säugetiere, fast nackt, mit geschlossenen Augen und Ohren geboren. Nach etwa 4 Monaten ist das Junge weitgehend selbständig. Mit ungefähr 1,5 Jahren werden die Männchen geschlechtsreif. Die Weibchen brauchen etwa 2,25 Jahre um fortpflanzungsfähig zu werden. Wickelbären können ein Alter von 20-30 Jahren erreichen. Der älteste in Gefangenschaft gehaltene Wickelbär wurde 41 Jahre alt und lebte bis im Jahre 2003 im Zoo von Honolulu.
Krankheiten
Da Wickelbären bis jetzt noch wenig erforscht und auch in privater Hand gehalten werden, sind noch keine arttypischen Krankheiten bekannt.
Ernährungsbedingt können gelegentlich Würmer vorkommen. Eine regelmäßige Kotuntersuchung und evtl. anschließende Entwurmung ist von Vorteil.
Da Wickelbären ursprünglich aus tropischen Zonen stammen, reagieren sie empfindlich auf Kälte und Zugluft (Blasenentzündung).
zusätzliche Infos
Wickelbären haben kaum einen Eigengeruch und da sie sich fast ausschließlich vegetarisch ernähren, hält sich auch der Geruch ihrer Hinterlassenschaften in Grenzen.
Je nach Charakter der einzelnen Bären, ist der Lärmfaktor nicht unerheblich. Da die Tiere dann am aktivsten sind, wenn wir Menschen normalerweise schlafen, sollte dieser Umstand auch mit einberechnet werden. In einer Mietwohnung kann das sehr schnell zu einem Problem mit den Nachbarn führen. Und da die Tiere sehr spring- bzw. kletterfreudig sind und gern aus der Höhe auf den Boden springen, kann man sich vorstellen, dass das nicht immer geräuschlos von statten geht. Das gelegentliche, nächtliche Piepsen und Rufen kann bisweilen auch als störend empfunden werden.
- Wickelbaer.li - Umfangreiche Informationen und viele Bilder zum Thema Wickelbären
Autor
Text:
- Manu 02/2010
Bilder:
- Manu 03/2010